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Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Friedrich Wilhelm Helmuth Kittel  
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Geboren 11. April 1902
Geburtsort Postsdam 
Gestorben 20. Januar 1984
Todesort Göttingen 
Kurzbiographie

Helmuth Kittel war ein in Hamburg arbeitender Theologe und Religionspädagoge. Nach dem Abitur 1920 in Potsdam studierte er bis 1925 evangelische Theologie in Berlin und Tübingen sowie 1925/26 Klassische Philologie in Berlin. Dort wurde er mit einer kirchengeschichtlichen Arbeit bei Karl Holl promoviert. Von 1924 bis 1926 war Kittel Inspek­tor am Studentenhaus für evangelische Theologiestudenten in Berlin, anschließend von 1926 bis 1930 Assistent in Göttingen, wo er sich 1932 habilitierte. Zugleich wandte er sich der Pädagogik zu und war von 1930 bis 1932 Dozent an der Pädagogischen Akademie Altona. 1931 erhielt er den Professorentitel verliehen. Von 1931/32 bis 1933 las Kittel Neues Testament im Rahmen der Religions­lehrerausbildung an der Hamburger Universität. Ohne Berufungsverfahren erhielt er 1937 kommissarisch, 1938 dauerhaft einen Lehrstuhl für Neues Testament an der Universität Münster. Im Zweiten Weltkrieg war Kittel von 1939 bis 1945 zunächst Wehrmachtsgeistlicher, dann auf eigenen Wunsch als Offizier bei der kämpfenden Truppe.

Kittel sah die demokratische Republik als Irrweg und begrüßte entsprechend den Nationalsozialismus und besonders den Führergedankens. Die völkische Ausrichtung prägte auch sein Engagement in der Jugendbewegung. Von 1930 bis 1933 war Kittel Bundesführer der Deutschen Freischar und leitete diese dann in die Hitler-Jugend über. 1933 trat der engagierte Deutsche Christ in verschiedene nationalsozialistische Organisationen und 1937 nach der Aufhebung der Mitgliedersperre auch in die NSADP ein. 1938 unterzeichnete er die berüchtigte „Godesberger Erklärung“, in der ein unüberbrückbarer Gegensatz zwischen Christentum und Judentum proklamiert wurde. Nach 1945 bestritt er, diese Unterschrift geleistet zu haben und versuchte sein nachhaltiges nationalsozialistisches Engagement zu kaschieren.

1946 wurde Kittel Professor an der Pädagogischen Hochschule Celle, die 1953 nach Osnabrück verlegt wurde. Dort war er von 1954 bis 1959 Direktor. Von 1963 bis zu seiner Emeritierung 1970 war er Professor für Religionspädagogik an der Theologischen Fakultät in Münster.

1958 erhielt Kittel die Ehrendoktorwürde der Theologischen Fakultät der Universität Münster, 1983 die der Philosophischen Fakultät I der Universität Augsburg. 1963 wurde ihm das Große Verdienstkreuz des Niedersächsischen Verdienstordens verliehen, 1975 folgte die Ernennung zum Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaften.

 
Literaturhinweise Kittel Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Hochschullehrer/in: 1931 - 1970
Anfang

 
Prof. Dr. Hermann August Klingenheben  
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Geboren 11. Mai 1886
Geburtsort Barmen 
Gestorben 26. Januar 1967
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

August Klingenheben war ein Hamburger Afrikanist. Nach dem Abitur studierte er an der Universität Tübingen ab 1905 Evangelische Theologie. Zum Wintersemester 1905/06 ging er nach Marburg. In Halle, wo er von 1906 bis 1911 studierte, wechselte er Ostern 1907 zur Philologie, studierte Orientalistik und legte die Turnlehrerprüfung ab. 1911 wurde er wissenschaftlicher Hilfsarbeiter bei dem Afrikanisten Carl Meinhof am Hamburgischen Kolonialinstitut. Im Frühjahr 1914 unternahm er mit Meinhof eine Forschungsreise in den Anglo-Ägyptischen Sudan. Von August 1914 bis März 1919 war er im Ersten Weltkrieg deutscher und türkischer Frontoffizier in Russland, Rumänien und Mesopotamien. Nach Kriegsende konnte er seine Stelle nunmehr an der Hamburgischen Universität wieder aufnehmen. Ein Jahr später wurde er in Leipzig mit einer Arbeit zum Hausa-Dialekt von Katagum promoviert. 1924 habilitierte er sich in Hamburg über die Laute des Ful. 1926/27 war er stellvertretender Seminardirektor. 1926 unternahm er eine Studienreise nach Spanisch-Marokko, ein Jahr später nach Liberia und Sierra Leone. 1928 wurde ihm die Amtsbezeichnung „Professor“ verliehen. Er bereicherte das Seminar, da er sich anders als Meinhof auf die Sprachen des nördlichen und westlichen Afrikas konzentrierte.

1930 wurde August Klingenheben außerordentlicher Professor für afrikanische Sprachen in Leipzig, sechs Jahre später als Nachfolger Meinhofs Ordinarius in Hamburg, wo er afrikanische und semitische Sprachen lehrte. Ab Mai 1938 war er Mitglied des Ausführenden Rates des Internationalen Instituts für afrikanische Sprachen und Kulturen in London. Für ihn war die Afrikanistik streng linguistisch ausgerichtet. Klingenheben ging es um die Dokumentation, Beschreibung und Klassifikation der mehr als tausend afrikanischen Sprachen.

Politisch trat Klingenheben am 1. Mai 1933 in die NSDAP ein und war von 1937 bis 1940 Blockleiter. Der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt gehörte er ab 1935, dem NS-Altherrenbund ab 1937 und dem Reichskolonialbund ab 1940 an. Von August 1945 bis Dezember 1947 war er suspendiert, danach konnte er seine Lehrtätigkeit in Hamburg wieder aufnehmen. 1954 wurde er emeritiert, lehrte aber noch bis 1965 weiter.

 
Literaturhinweise Klingenheben Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Bildungswesen
Funktionen Hochschullehrer/in: 1924 - 1965
Anfang

 
Prof. Theodor Ludwig Georg Albert Knolle  
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Geboren 18. Juni 1885
Geburtsort Hildesheim-Moritzberg 
Gestorben 02. Dezember 1955
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Theodor Knolle war ein evangelisch-lutherischer Theologe und Hamburger Landesbischof. Knolle studierte Evangelische Theologie in Marburg, Berlin und Halle, wo er 1907 das erste Theo­logische Examen bestand; in Magdeburg legte er 1909 das zweite Examen ab und wurde im Juni 1910 ordiniert. Anschließend war er Hilfsprediger in Sandersdorf/Sachsen und Greppin, Kreis Bitterfeld, wo er 1913 zum Pastor gewählt wurde. 1915 übernahm er die dritte Pfarrstelle an der Stadtkirche Wittenberg. 1918 wurde er Mitbegründer der Luthergesellschaft und deren Schriftführer sowie langjähriger Vizepräsident. Darüber hinaus publizierte er zur lutherischen Theologie und gab das Organ der Luthergesellschaft heraus. Ein weiterer wissenschaftlicher Schwerpunkt war die Liturgie, er engagierte sich nachdrücklich für eine Gottesdienstreform. 1924 wurde Knolle zum Hauptpastor an St. Petri in Hamburg gewählt. Der theologisch orthodox („positiv“) eingestellte Lutheraner arbeitete eng mit seinem Amtsbruder Simon Schöffel zusammen, beide setzten sich 1925 vergeblich für die Einführung des Bischofsamtes in Hamburg ein.

1933 gehörte Knolle für einige Monate zu den „Deutschen Christen“, bevor er Mitglied des Bruderrates der Bekenntnisgemeinschaft wurde. Er begrüßte die Abschaffung der Demokratie in Staat und Kirche und betonte das Führerprinzip. Von Juli 1933 bis März 1937 übte er nach der Wahl Schöffels zum Landesbischof das neu geschaffene Amt eines Generalsuperintendenten aus, das er mit Schöffels Rücktritt niederlegte. 1935 stand Knolle auf Platz zwei einer Berufungsliste für den Göttinger Lehrstuhl für praktische Theologie. Im November 1939 rechtfertigte Knolle den Zweiten Weltkrieg, da Kriege sein müssten („viel Feind, viel Ehr‘“).

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gehörte er zur Einstweiligen Kirchenleitung, war ab 1945 Vizepräsident des Landeskirchenrates und wurde nach der Wiederwahl Schöffels als Landesbischof 1946 zum Oberkirchenrat ernannt. Seit September 1945 war er zudem Leiter des Amtes für Kirchenmusik. Von 1948 bis 1954 war Knolle Präsident der Landessynode, die ihn im September als Nachfolger Schöffels zum Hamburger Landesbischof wählte. Am 23. Januar1955 wurde er in sein Amt eingeführt, das er nur ein knappes Jahr bis zu seinem Tod ausübte.

Knolle wirkte auch in der akademischen Lehre: Seit 1925 las er am Allge­meinen Vorlesungswesen und seit dem Wintersemester 1945/46 am Kirchlichen Vorlesungswerk der Landeskirche. Als hauptamtlicher Dozent lehrte er ab 1948 Prakti­sche Theologie an der Kirchlichen Hochschule und erhielt 1950 die Amtsbezeichnung „Professor der Theologie an der Kirchlichen Hochschule Ham­burg“ verliehen. 1954 ernannte die Theologische Fakultät in Hamburg ihn zum Honorarprofessor für Praktische Theologie.

 
Literaturhinweise Knolle Literatur.pdf
Kategorien Religion
Bildungswesen
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1910 - 1955
Hochschullehrer/in: 1925 - 1955
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Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans-Joachim Kraus  
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Geboren 17. Dezember 1918
Geburtsort Essen-Schonnebeck 
Gestorben 14. November 2000
Todesort Essen 
Kurzbiographie

Hans-Joachim Kraus war Theologieprofessor an der Universität Hamburg von 1954 bis 1967. Der Pastorensohn studierte von 1941 bis 1944 in Halle, Jena und Heidelberg evangelische Theologie und wurde in Heidelberg 1944 promoviert. 1946/47 war er Assistent an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal, 1947/48 in Bonn, wo er sich 1948 für Altes Testament habilitierte. Nach einer Lehrstuhlvertretung 1949/50 in Göttingen wurde er 1951 außerordentlicher Professor in Bonn und erhielt 1954 den Lehrstuhl für Altes Testament an der neugegründeten Evangelisch-Theologischen Fakultät an der Universität Hamburg. Zum 1. Oktober 1967 übernahm er den Lehrstuhl für Reformierte Theologie in Göttingen, den er bis zu seiner Emeritierung 1984 innehatte.

Kraus war geprägt von der Zugehörigkeit zur Bekennenden Kirche im Nationalsozialismus: Von 1982 bis 1990 war er Moderator des Reformierten Bundes und forderte in der Erklärung „Das Bekenntnis zu Jesus Christus und die Friedensverantwortung der Kirche“ das klare Nein zu allen Massenvernichtungsmitteln. Er gab der politischen Ethik wichtige Anstöße, erfuhr aber damit mehr Widerspruch als Zustimmung. Schon frühzeitig nahm er an ökumenischen Konferenzen teil. Als einer der ersten vermittelte er 1969 das Antirassismusprogramm des Ökumenischen Rates der Kirchen in Deutschland. Besonders wichtig war ihm der christlich-jüdische Dialog, er bereitete den wichtigen Beschluss der Rheinischen Synode von 1980 vor und verfasste 1982 Thesen für die Reformierte Kirche „Wir und die Juden – Israel und die Kirche“.

Kraus war Ehrendoktor der Universitäten Bonn, Aberdeen/Schottland und Debrecen/Ungarn.

 
Literaturhinweise Kraus Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Hochschullehrer/in: 1948 - 1984
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Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Georg Friedrich Karl Kretschmar  
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Geboren 31. August 1925
Geburtsort Landshut/Schlesien 
Gestorben 19. November 2009
Todesort München 
Kurzbiographie

Georg Kretschmar war ein einflussreicher Kirchenhistoriker und Erzbischof. Von 1956 bis 1967 war er Professor an der Universität Hamburg. Er studierte von 1945 bis 1948 Evangelische Theologie in Tübingen, Bonn, Heidelberg und Oxford. 1948 legte er das Fakultätsexamen in Heidelberg und 1952 die zweite theologische Dienstprüfung in Stuttgart ab. Nach einer kurzen Vikarszeit in Württemberg wurde er 1954 in der Tübinger Stiftskirche ordiniert.

Von 1948 bis 1952 war er Assistent im Fach Neues Testament bei Otto Michel in Tübingen. 1950 wurde er bei Hans von Campenhausen promoviert, 1953 habilitierte er sich in Tübingen über die frühchristliche Trinitätstheologie. 1955/56 vertrat er den neu eingerichteten Lehrstuhl für Neues Testament und Kirchengeschichte in Hamburg, auf den er 1956 berufen wurde. 1967 wurde er erster Professor für Kirchengeschichte und Neues Testament in München, wo er die neu gegründete evangelisch-theologische Fakultät mit aufbaute. 1990 wurde er emeritiert. Von 1969 bis 1971 war er Vorsitzender des deutschen Fakultätentages sowie zahlreicher Kommissionen der EKD und des Lutherischen Weltbundes.

An der Münchner Fakultät baute Kretschmar die von der Evangelischen Kirche in Deutschland 1955 eingerichtete Forschungsstelle zum „Kirchenkampf“ zu einer wichtigen Forschungseinrichtung zur Zeitgeschichte aus. Von 1972 bis 1988 leitete er die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte.

Kretschmar ging es darum, das akademische Fach Kirchengeschichte in seinem doppelten Loyalitätsverhältnis zur Geschichtswissenschaft und zur Theologie darzustellen. Der Kirchenhistoriker als Teil der Kirche könne nach Kretschmars Auffassung diese nicht neutral beschreiben, sondern sei stets an die „Verheißung des Christuszeugnisses“ gebunden. Auch als Person hielt er die Verbindung zwischen akademischer Theologie und Gemeinde bzw. Kirche für unverzichtbar.

Georg Kretschmar war schon von seiner Lehrstuhlbezeichnung die enge Verbindung zwischen Neuem Testament und Alter Kirchengeschichte wichtig, ein Schwergewicht seiner Forschungen lag auf der Entstehungsgeschichte des neutestamentlichen Kanons sowie der altkirchliche Liturgiegeschichte. Aus dieser Tätigkeit zog er viele Anregungen für die Ökumene der Christenheit und den Dialog der Konfessionen, insbesondere mit der Orthodoxie. Seit 1959 engagierte sich Kretschmar im Gespräch mit der russischen und danach der rumänischen Kirche, seit 1981 im Dialog zwischen der Gesamtheit der orthodoxen Kirchen und dem Lutherischen Weltbund. Nach seiner Emeritierung wirkte er an vorderster Stelle beim Wiederaufbau der evangelisch-lutherischen Kirche im Bereich der ehemaligen Sowjetunion mit, wurde zunächst Leiter des Theologischen Seminars in Riga, 1994 Bischof in St. Petersburg und 1999 Erzbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland, der Ukraine, in Kasachstan und Mittelasien (ELKRAS) mit Sitz in St. Petersburg. Im Jahr 2005 kehrte er von seinen Pflichten entbunden nach München zurück.

Ehrendoktorwürden erhielt Kretschmar von den Universitäten Tübingen, Paris, Cluj-Napoca Rumänien (Klausenburg-Hermannstadt ) und Columbus/Ohio. Er war Mitglied der Freien Akademie der Wissenschaften in Helsinki. 2003 erhielt er das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, 2004 den Friedrich-Joseph-Haas-Preis des Deutsch-Russischen Forums, 2005 den Fürst-Daniel-Orden 2. Klasse der Russisch-Orthodoxen Kirche.

 
Literaturhinweise Kretschmar Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Hochschullehrer/in: 1953 - 1990
Hochschullehrer/in: 1952 - 2005
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Peter Krusche  
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Geboren 09. Juli 1924
Geburtsort Tuczyn/Wolhynien, Polen 
Gestorben 23. August 2000
Todesort Fürstenfeldbruck/Grafrath 
Kurzbiographie

Peter Krusche war ein evangelischer Theologe, Bischof und Mitglied der nordelbischen Kirchenleitung. Nach dem Abitur 1942 leistete der Pastorensohn Peter Krusche seinen Kriegsdienst bei der Luftwaffe und gelangte durch die Kriegsgefangenschaft nach Bayern. In Erlangen studierte er von 1945 bis 1948 Evangelische Theologie und trat 1948 in den Pfarrdienst. Am 18. April 1949 wurde er in Kitzingen ordiniert. Zuerst wirkte er dort als Stadtvikar und als Religionslehrer am Gymnasium in Hof/Saale, anschließend war er Schüler- und Jugendpfarrer in Nürnberg und von 1956 bis 1962 Landesjugendpfarrer der Bayerischen Landeskirche. Daneben war er ab 1954 Lehrbeauftragter für „Grundfragen evangelischer Jugendarbeit“ an der Evangelisch-Theologischen Fakultät in Erlangen und Studienbeauftragter der Evangelischen Jugend Deutschlands sowie Beauftragter für die Jugendarbeit der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands. 1962 wurde er Dekan von Coburg und kümmerte sich insbesondere um die theologische Fortbildung der Pfarrer sowie den Ausbau von Bildungsseminaren. 1967 übernahm er die Leitung des Pastoralkollegs der Bayerischen Landeskirche in Neuendettelsau, und kurz darauf das Ordinariat für Praktische Theologie an der neugegründeten Evangelisch-lutherischen Fakultät der Münchner Universität, die ihn 1980 zum ersten evangelischen Universitätsprediger ernannte. Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen Arbeit waren die Homiletik, Seelsorge, Gottesdienstlehre, kirchliche Erwachsenenbildung und evangelische Publizistik. Daneben wirkte er 30 Jahre lang als Rundfunkprediger im Bayerischen Rundfunk. 1983 trat Krusche sein Amt als Bischof der Nordelbischen Ev.-luth. Kirche für den Sprengel Hamburg. Von 1988 bis 1990 war er Vorsitzender der Nordelbischen Kirchenleitung. Er verstand sein Amt stark von der Seelsorge her und bot täglich eine offene Sprechstunde an. 1986 initiierte er den Stadtkirchentag für Hamburg als konzentrierte gesamtkirchliche Präsenz für die Stadt. Er prägte den Begriff der „Volkskirche an der Grenze“ für die Situation in Hamburg und betonte die kirchliche Mitwirkung an der Stadtkultur.

Daneben übte Krusche zahlreiche weitere Funktionen aus: Von 1984 bis 1988 war er Vorsitzender des Vorstandes der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) in Heidelberg und gehörte danach dem Wissenschaftlichen Kuratorium an. Von 1986 bis 1992 war er Vorsitzender des Evangelischen Missionswerkes und der Generalversammlung des Nordelbischen Missionszentrums. Über das kirchliche Leben in Hamburg erstattete er 1987 und 1992 der Nordelbischen Synode Bericht. Zum 1. August 1992 wurde er emeritiert.

 
Literaturhinweise Krusche Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1948 - 1992
Hochschullehrer/in: 1954 -
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Prof. Dr. Dr. h.c. Andreas Hugo Krüss  
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Geboren 23. Februar 1853
Geburtsort Hamburg 
Gestorben 27. April 1925
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Hugo Krüss war ein Hamburger Physiker, Unternehmer und Präsident des Kirchenrates. Der Sohn des Optikers Edmund Johann Krüss und seiner Frau Agathe Auguste wurde  in das 1796 gegründete Familienunternehmen, die optisch-mechanischen Werkstätten A. Krüss hineingeboren. Nach dem Besuch der Privatschule Dr. Schuster absolvierte er eine entsprechende Ausbildung in Altona und München, wo er anschließend an der Ludwig-Maximilians-Universität studierte und 1873 mit einer Arbeit über die „Vergleichung einiger Objectiv-Constructionen“ promoviert wurde. 1874 trat er in die väterliche Firma ein, die er 1888 übernahm. Dort führte er einige neue Zweige ein, die sich auf die Produktion in den Bereichen Photometrie und Spektroskopie sowie auf die Herstellung von Projektionsapparaten bezogen. Die Konstruktion neuer Instrumente und die Verbesserung der vorhandenen Geräte erfolgten in engem Zusammenhang mit seinen theoretischen Untersuchungen. Hugo Krüss veröffentlichte zahlreiche Zeitschriftenaufsätze und Monographien zur Photometrie und zur Spektralanalyse. 1920 übergab er das Familienunternehmen an seinen Sohn Paul Krüss (1880-1976).

Daneben engagierte sich Hugo Krüss nachhaltig im politisch-gesellschaftlichen Bereich: 1897 wurde er von der Bürgerschaft in die Oberschulbehörde gewählt, der er von 1898 bis 1921 angehörte. Dabei richtete er seinen Einsatz insbesondere auf die Entwicklung der Sternwarte, der Einrichtung des Botanischen, des Physikalischen und des Chemischen Staatsinstituts sowie des Zoologischen und des Mineralogisch-Geologischen Instituts. Im Bereich der Höheren Schulen legte er großen Wert auf den Ausbau der naturwissenschaftlichen Sammlungen und Laboratorien sowie die hygienischen Verhältnisse. Krüss war Mitglied in zahlreichen wissenschaftlichen Vereinigungen wie dem Naturwissenschaftlichen Verein in Hamburg, der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik, die er mehr als ein Vierteljahrhundert leitete, der Industriekommission der Handelskammer, dem Kuratorium der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung, dem Verein für öffentliche Gesundheitspflege und der Gesellschaft zur Förderung der Amateurphotographie. Ab 1890 war er Mitglied der Kaiser-Carolus-Leopold-Akademie der Naturforscher, ab 1896 Vorstandsmitglied des Berliner Vereins für wissenschaftliche Photographie, ab 1903 Mitglied der Kommission des Kaiserlichen Statistischen Amtes für den deutschen Ausfuhrhandel, ab 1904 Vorstandsmitglied des Museums von Meisterwerken der Naturwissenschaft und Technik in München, ab 1909 Vizepräsident und korrespondierendes Mitglied der Illuminating Enquiring Society London, ab 1913 Vorstandsmitglied der Deutschen Beleuchtungstechnischen Gesellschaft sowie ab 1914 Mitglied des geschäftsführenden Ausschusses der internationalen Beleuchtungskommission.

Daneben war er kirchlich sehr engagiert. Ab 1882 war er Mitglied des Kirchenvorstandes der Hauptkirche St. Nikolai, ab 1899 Gemeindeältester und ab 1919 erster Vorsitzender des Kirchenvorstandes. Auf der übergemeindlichen Ebene wirkte Krüss ab 1891 in der Synode sowie ab 1896 als Mitglied des Kirchenrats, dessen Präsident er 1919 wurde. 1899 wurde er in das Kollegium der Oberalten gewählt, deren Präses er ab 1913 war. Darüber hinaus amtierte er als Vorsitzender des Deutschen Protestantenvereins. 1886 begründete er den hamburgischen Hauptverein des Evangelisch-Protestantischen Missionsvereins (Mission in Japan und China) mit.

Krüss erhielt vielfältige Auszeichnungen: In Anerkennung seiner Verdienste verlieh ihm 1901 der König von Preußen den Rothen Adlerorden vierter Klasse. Wilhelm II. berief ihn 1905 in das Kuratorium der physikalisch-technischen Reichsanstalt, 1907 wurde er mit dem Königlichen Kronen-Orden geehrt. 1917 verlieh ihm der Hamburger Senat den Professorentitel, 1919 die Universität Göttingen die theologische Ehrendoktorwürde, 1921 die Hamburgische Universität die Ehrenmitgliedschaft. 1930 wurde in Barmbek ein Weg nach Krüss benannt.

 
Literaturhinweise Krüss Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Wirtschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen
Anfang

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