Kurzbiographie |
Annie Kienast wuchs mit fünf Geschwistern im Arbeitermilieu auf - der Vater war Kesselschmied, die Mutter ein ehemaliges Dienstmädchen, beide SPD-Mitglieder. Annie Kienasts Bildungslaufbahn entsprach dem eines Mädchen aus der Arbeiterschicht: Volksschule, danach Lehre als Textil-Verkäuferin. Geprägt durch ihre Eltern wurde auch Annie Kienast Mitglied der SPD (ab 1918) und der Gewerkschaft. Sie engagierte sich im „Zentralverband der Handlungsgehilfen“ (ZdH) bzw. dessen Nachfolgeorganisation, dem „Zentralverband der Angestellten“ (ZdA). Im Februar 1918 gehörte sie zu den Organisatorinnen des ersten Streiks der Hamburger Warenhausangestellten und erstritt höhere Gehälter und bessere Arbeitsbedingungen, gleiche Bezahlung für Frauen und Männer und den 19-Uhr-Ladenschluss am Sonnabend. Der Arbeitgeber entließ daraufhin Annie Kienast; sie konnte aber sofort bei der ZdA-Hamburg tätig werden, wo sie von 1919 bis 1921 als Sekretärin des ZdA-Ortsvorsitzenden John Ehrenteit arbeitete. Zwischen 1921 und 1933 war sie dann als Warenhausverkäuferin im Konsum-, Bau- und Sparverein „Produktion" beschäftigt und gleichzeitig Mitglied des Gesamtbetriebsrates der „Produktion" und damit eine der wenigen Betriebsrätinnen der Hansestadt. Als Gewerkschafterin setzte sie sich besonders für die Probleme der erwerbstätigen Frauen ein. Beruf, Gewerkschaftsarbeit und Politik füllten ihr Leben aus, deshalb blieb sie ledig. Als die Nationalsozialisten die Macht übernahmen, verlor sie 1933 ihre Stellung und war bis 1935 arbeitslos. Dann bekam sie eine Anstellung bei der Defaka. Gleich nach der Befreiung vom Nationalsozialismus schloss sich Annie Kienast wieder der SPD an und wurde im Oktober 1946 in die Hamburgische Bürgerschaft gewählt, der sie bis Oktober 1949 angehörte. In der Nachkriegszeit war sie Mitbegründerin der DAG und gehörte bis 1957 ihrem Hauptvorstand an. 1982 wurde ihr die Medaille für Treue Arbeit im Dienste des Volkes verliehen. Text: Rita Bake
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