Hamburger Persönlichkeiten - Religion | K
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Prof. Dr. Dietrich Edgar Katzenstein  
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Geboren 19. März 1923
Geburtsort Hamburg 
Gestorben 10. September 2008
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Dietrich Katzenstein war ein Jurist, der in Hamburg als Präsident des Landeskirchenamtes, später als Richter am Bundesverfassungsgericht wirkte. Der Enkel des Bürgermeisters Karl August Schröder und Sohn des Kaufmanns Edgar Katzenstein schloss die Gelehrtenschule des Johanneums 1940 mit dem Notreifezeugnis als Kriegsfreiwilliger ab. Nach dem Reichsarbeitsdienst und der Entlassung aus der Wehrmacht aus gesundheitlichen Gründen begann er das Studium der Rechtswissenschaft in Freiburg i.Br., das er von 1942 bis 1944 in Hamburg fortsetzte. Anschließend arbeitete er im Betrugsdezernat der dortigen Kriminalpolizei. 1945/46 nahm er das Studium in Mainz und Hamburg wieder auf. Dort bestand er 1947 die erste juristische Staatsprüfung und studierte anschließend ein Semester Evangelische Theologie in Mainz. Von 1948 bis 1951 absolvierte er den juristischen Vorbereitungsdienst in Hamburg, u.a. am Amtsgericht Wandsbek. 1948 nahmen Rudolf Sieverts und Ottokar Tesar seine Promotion an. 1951 bestand Katzenstein die Große juristische Staatsprüfung und wurde zum Assessor, 1952 zum Gerichtsassessor am Landgericht und 1953 zum Landgerichtsrat ernannt.

Von 1954 bis 1958 war das CDU-Mitglied zur Hamburgischen Landesvertretung in Bonn abgeordnet. Er war persönlicher Referent des Senators Renatus Weber (1908-1992), des Bevollmächtigten der Stadt beim Bund.

Ab 1958 war er als Landgerichtsrat in der 10. Zivilkammer und in der Baulandkammer tätig. 1962 arbeitete er als Hilfsrichter am Hanseatischen Oberlandesgericht im Miet- und Verkehrsrecht. 1963 wurde er zum Landgerichtsdirektor und Vorsitzenden einer Zivilkammer ernannt. Nebenamtlich wirkte er als Mitglied des Hamburgischen Verfassungsgerichts. Von 1965 bis 1975 war Katzenstein Präsident des Landeskirchenamts Hamburg, außerdem Mitglied der Hamburgischen Justizdeputation, des Richterwahlausschusses und Vorstandsmitglied vieler kirchlicher Institutionen.

Von 1975 bis 1987 gehörte er dem Bundesverfassungsgericht als Mitglied des Ersten Senats an. Während seiner Amtszeit prägte er die Rechtsprechung im Bereich des Sozial- und Eigentumsrechts maßgeblich. 1986 wurde Katzenstein zum Honorarprofessor an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen ernannt, an der er regelmäßig lehrte. 1987 erhielt Katzenstein das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.

 
Literaturhinweise Katzenstein Literatur.pdf
Kategorien Justiz
Religion
Funktionen Hochschullehrer/in: 1986 -
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Stephan Kempe  
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Geboren -
Geburtsort  
Gestorben 23. Oktober 1540
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Kempe absolvierte das Grundstudium an der Universität Rostock, trat 1521 dem Franziskanerorden bei und lebte zunächst im Rostocker Katharinenkloster. 1523, als die Reformation Rostock erreichte und der Kaplan an St. Petri Johann Slüter († 1532) in ihrem Sinne zu wirken begann, wurde Kempe innerhalb der Ordensprovinz Saxonia in das Hamburger Marien-Magdalenen-Kloster versetzt. Hier begann Kempe, der trotz Aufforderung nicht in sein Heimatkloster nach Rostock zurückkehrte, Predigten im Sinne Luthers zu halten. Diese müssen – mögen die späteren Berichte darüber auch stilisiert sein – nachhaltige Wirkungen zugunsten der Reformation erzielt haben. Als Seelsorger betreute Kempe 1524 den Raubmörder Laurens Goltsmidt, der am 23. Oktober 1524, und den Seeräuber Claus Kniphoff, der am 30. Oktober 1525 auf dem Grasbrook hingerichtet wurde. Die dabei gemachten Erfahrungen prägten offenbar Kempes theologische Position, dass auch wer viele Todsünden begangen habe, bei aufrichtiger Reue und Buße die göttliche Gnade erlangen könne. 1527 erfolgten die Wahl zum Pfarrer an der Katharinenkirche und die endgültige Aufgabe des Mönchsstandes. 1528 nahm Kempe an einer Disputation mit den katholischen Geistlichen der Stadt teil. Diese veranlasste den Hamburger Rat zu der Entscheidung, 1529 die Reformation offiziell einzuführen. Im selben Jahr trat Kempe gemeinsam mit Johannes Bugenhagen (1485–1558) und Hermann Tast (1490–1551) auf dem Flensburger Religionsgespräch auf, wo sich lutherische Geistliche der Herzogtümer Schleswig und Holstein mit dem danach ausgewiesenen Täufer Melchior Hoffmann († 1543?) sowie dessen Anhang auseinandersetzten. 1530 ehelichte Kempe Anna Eyke, eine ehemalige Nonne des Klosters Harvestehude. Noch im selben Jahr engagierte der Lüneburger Rat Kempe für die Durchsetzung der Reformation. Kempe wirkte vermutlich an der ersten städtischen Kirchenordnung („Christlyke ordenynghe van der scholen und kercken sacken der stadt Lüneborch“) von 1531 mit, als deren Hauptverfasser Urbanus Rhegius (1489–1541) gilt. Die Vorlage für das Porträt Kempes stammt aus: Das Evangelische Hamburg/ Oder Kurzgefaßter Historischer Bericht/ Wie es zuerst mit der Reformation in ... Hamburg ergangen ... Hamburg 1717 (Nordkirchenbibliothek, Sign. Mi 1993). Außerdem abgebildet: Martin Luther, In Epistolam S. Pauli ad Galatas Commentarius ... Wittenberg 1535 (mit Kempes persönlichem Besitzeintrag, SUB Hamburg, Sign. A 1953/2938); Stephan Kempe, Up des Abbates van Sunte Michael tho Lünenborch ... Prövebock Antworth ... Hamburg 1531 (SUB Hamburg, Sign. Scrin A/232).

 

 
Lokale Referenzen

Eine Skulptur von 1929 an der Bugenhagenkirche im Stadttteil Barmbek, geschaffen von dem Bildhauer Friedrich Wield (1880–1940).

 

 
Literaturhinweise Kempe.Stephan.Quellen.Literatur.pdf
Kategorien Religion
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1521 - 23. Oktober 1540
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Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Friedrich Wilhelm Helmuth Kittel  
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Geboren 11. April 1902
Geburtsort Postsdam 
Gestorben 20. Januar 1984
Todesort Göttingen 
Kurzbiographie

Helmuth Kittel war ein in Hamburg arbeitender Theologe und Religionspädagoge. Nach dem Abitur 1920 in Potsdam studierte er bis 1925 evangelische Theologie in Berlin und Tübingen sowie 1925/26 Klassische Philologie in Berlin. Dort wurde er mit einer kirchengeschichtlichen Arbeit bei Karl Holl promoviert. Von 1924 bis 1926 war Kittel Inspek­tor am Studentenhaus für evangelische Theologiestudenten in Berlin, anschließend von 1926 bis 1930 Assistent in Göttingen, wo er sich 1932 habilitierte. Zugleich wandte er sich der Pädagogik zu und war von 1930 bis 1932 Dozent an der Pädagogischen Akademie Altona. 1931 erhielt er den Professorentitel verliehen. Von 1931/32 bis 1933 las Kittel Neues Testament im Rahmen der Religions­lehrerausbildung an der Hamburger Universität. Ohne Berufungsverfahren erhielt er 1937 kommissarisch, 1938 dauerhaft einen Lehrstuhl für Neues Testament an der Universität Münster. Im Zweiten Weltkrieg war Kittel von 1939 bis 1945 zunächst Wehrmachtsgeistlicher, dann auf eigenen Wunsch als Offizier bei der kämpfenden Truppe.

Kittel sah die demokratische Republik als Irrweg und begrüßte entsprechend den Nationalsozialismus und besonders den Führergedankens. Die völkische Ausrichtung prägte auch sein Engagement in der Jugendbewegung. Von 1930 bis 1933 war Kittel Bundesführer der Deutschen Freischar und leitete diese dann in die Hitler-Jugend über. 1933 trat der engagierte Deutsche Christ in verschiedene nationalsozialistische Organisationen und 1937 nach der Aufhebung der Mitgliedersperre auch in die NSADP ein. 1938 unterzeichnete er die berüchtigte „Godesberger Erklärung“, in der ein unüberbrückbarer Gegensatz zwischen Christentum und Judentum proklamiert wurde. Nach 1945 bestritt er, diese Unterschrift geleistet zu haben und versuchte sein nachhaltiges nationalsozialistisches Engagement zu kaschieren.

1946 wurde Kittel Professor an der Pädagogischen Hochschule Celle, die 1953 nach Osnabrück verlegt wurde. Dort war er von 1954 bis 1959 Direktor. Von 1963 bis zu seiner Emeritierung 1970 war er Professor für Religionspädagogik an der Theologischen Fakultät in Münster.

1958 erhielt Kittel die Ehrendoktorwürde der Theologischen Fakultät der Universität Münster, 1983 die der Philosophischen Fakultät I der Universität Augsburg. 1963 wurde ihm das Große Verdienstkreuz des Niedersächsischen Verdienstordens verliehen, 1975 folgte die Ernennung zum Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaften.

 
Literaturhinweise Kittel Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Hochschullehrer/in: 1931 - 1970
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Bernhard Klefeker  
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Geboren 12. Januar 1760
Geburtsort Hamburg 
Gestorben 10. Juni 1825
Todesort Leipzig 
Kurzbiographie

Bernhard Klefeker, geb. 12.1.1760 in Hamburg, gest. 10.6.1825 auf einer Kurreise nach Karlsbad in Leipzig, Sohn des Kämmereischreibers Bernhard Klefeker und der Ratsherrentochter Anna Cäcilie Kentzler. 1779-1782 Studium der Theologie in Leipzig, seit 1782 in Hamburg tätig. 1790 Berufung zum Prediger nach Osnabrück. Seit 1795 Diakon, seit 1802 Hauptpastor an der Jacobikirche in Hamburg. 1817 Ehrendoktor der Theologie der Universität Jena. 17.5.1791 Heirat mit Anna Maria Süberkrub.

Theologisch war Klefeker ein entschiedener Anhänger der Aufklärung, als Schriftsteller war er vor allem auf dem Gebiet der praktischen Theologie tätig. Im Streit um die rationalistische Altonaer Bibel des Nicolaus Funk (1767-1847) nahm Klefeker diesen gegen den Vorwurf in Schutz, mit seinen dortigen Anmerkungen die Grundlagen des evangelischen Glaubens zu untergraben. In seinen Predigten nahm er auch auf zeitnahe Ereignisse (wie die Sturmflut von 1825) Bezug.


 
Nachrufe (Nekrologe) BernhardKlefekerNekrolog1.pdf
BernhardKlefekerNekrolog2.pdf
Literaturhinweise BernhardKlefeker.QuellenLiteratur.pdf
Kategorien Religion
Funktionen
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Prof. Theodor Ludwig Georg Albert Knolle  
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Geboren 18. Juni 1885
Geburtsort Hildesheim-Moritzberg 
Gestorben 02. Dezember 1955
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Theodor Knolle war ein evangelisch-lutherischer Theologe und Hamburger Landesbischof. Knolle studierte Evangelische Theologie in Marburg, Berlin und Halle, wo er 1907 das erste Theo­logische Examen bestand; in Magdeburg legte er 1909 das zweite Examen ab und wurde im Juni 1910 ordiniert. Anschließend war er Hilfsprediger in Sandersdorf/Sachsen und Greppin, Kreis Bitterfeld, wo er 1913 zum Pastor gewählt wurde. 1915 übernahm er die dritte Pfarrstelle an der Stadtkirche Wittenberg. 1918 wurde er Mitbegründer der Luthergesellschaft und deren Schriftführer sowie langjähriger Vizepräsident. Darüber hinaus publizierte er zur lutherischen Theologie und gab das Organ der Luthergesellschaft heraus. Ein weiterer wissenschaftlicher Schwerpunkt war die Liturgie, er engagierte sich nachdrücklich für eine Gottesdienstreform. 1924 wurde Knolle zum Hauptpastor an St. Petri in Hamburg gewählt. Der theologisch orthodox („positiv“) eingestellte Lutheraner arbeitete eng mit seinem Amtsbruder Simon Schöffel zusammen, beide setzten sich 1925 vergeblich für die Einführung des Bischofsamtes in Hamburg ein.

1933 gehörte Knolle für einige Monate zu den „Deutschen Christen“, bevor er Mitglied des Bruderrates der Bekenntnisgemeinschaft wurde. Er begrüßte die Abschaffung der Demokratie in Staat und Kirche und betonte das Führerprinzip. Von Juli 1933 bis März 1937 übte er nach der Wahl Schöffels zum Landesbischof das neu geschaffene Amt eines Generalsuperintendenten aus, das er mit Schöffels Rücktritt niederlegte. 1935 stand Knolle auf Platz zwei einer Berufungsliste für den Göttinger Lehrstuhl für praktische Theologie. Im November 1939 rechtfertigte Knolle den Zweiten Weltkrieg, da Kriege sein müssten („viel Feind, viel Ehr‘“).

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gehörte er zur Einstweiligen Kirchenleitung, war ab 1945 Vizepräsident des Landeskirchenrates und wurde nach der Wiederwahl Schöffels als Landesbischof 1946 zum Oberkirchenrat ernannt. Seit September 1945 war er zudem Leiter des Amtes für Kirchenmusik. Von 1948 bis 1954 war Knolle Präsident der Landessynode, die ihn im September als Nachfolger Schöffels zum Hamburger Landesbischof wählte. Am 23. Januar1955 wurde er in sein Amt eingeführt, das er nur ein knappes Jahr bis zu seinem Tod ausübte.

Knolle wirkte auch in der akademischen Lehre: Seit 1925 las er am Allge­meinen Vorlesungswesen und seit dem Wintersemester 1945/46 am Kirchlichen Vorlesungswerk der Landeskirche. Als hauptamtlicher Dozent lehrte er ab 1948 Prakti­sche Theologie an der Kirchlichen Hochschule und erhielt 1950 die Amtsbezeichnung „Professor der Theologie an der Kirchlichen Hochschule Ham­burg“ verliehen. 1954 ernannte die Theologische Fakultät in Hamburg ihn zum Honorarprofessor für Praktische Theologie.

 
Literaturhinweise Knolle Literatur.pdf
Kategorien Religion
Bildungswesen
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1910 - 1955
Hochschullehrer/in: 1925 - 1955
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Gustav Cornelius Friedrich Kochheim  
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Geboren 15. Januar 1890
Geburtsort Gelsenkirchen-Schalke 
Gestorben 26. April 1977
Todesort Hamburg-Bergedorf 
Kurzbiographie Sohn von Louis Gustav Kochheim (1865–1942), Arbeiter, und Luise Sophie geb. Streppel (1861–1934). 1910 Abitur am Dortmunder Realgymnasium, Studium der Germanistik und Philosophie in Tübingen und Münster (ohne Abschluss). 1914–1918 Teilnahme am 1. Weltkrieg, ab 1919 in Hamburg wohnhaft. 1921–1923 bei der Behörde für Strom- und Hafenbau, 1923–1926 als Schutzhelfer im Jugendamt beschäftigt, 1927 Eintritt in den Dienst der Hamburgischen Landeskirche als Sozialpädagoge, 1928 Verbeamtung. 1934 unter dem Landesbischof Franz Tügel (1888–1946) Zuordnung zum Landeskirchlichen Amt für Volksmission, Leiter der Landeskirchlichen Bücherei (ohne bibliothekarische Fachausbildung), 1947 landeskirchlicher Beauftragter für Laienspielarbeit und Gemeindebüchereiwesen, 1948 Leiter der Laienspielberatungsstelle, 1956 Ruhestand. Von der Jugendbewegung geprägt und Mitglied der deutschnationalen Fichte-Gesellschaft (1926–27 Leitung der Fichte-Hochschule am Holstenwall), war Kochheim ein typischer Vertreter völkischer und nationalpädagogischer Vorstellungen, die sich bei ihm aber nicht mit Neuheidentum, sondern mit einem lutherischen Christentum verbanden. Sein Einsatz für das evangelische Laienspiel, das er als besondere Form der Verkündigung und Mission auffasste, ist auf neuromantische Einflüsse aus der Jugendbewegung zurückzuführen. Obwohl kein Gegner des Dritten Reiches und seit 1937 Mitglied der NSDAP, kam Kochheim doch in Konflikt mit dem nationalsozialistischen Chefideologen und Christentumsgegner Alfred Rosenberg (1893–1946). Dieser warf Kochheim vor, in seiner (keinesfalls philosemitischen) Schrift „Begegnung mit Abraham“ zu judentumsfreundlich zu sein. Ein gegen Kochheim angestrengtes Gerichtsverfahren führte 1940 zum Parteiausschluss, ohne dass Kochheim weltanschaulich vom Nationalsozialismus abgerückt wäre. 1943 organisierte Kochheim die angesichts der Bombenangriffe beschlossene Auslagerung der Landeskirchlichen Bücherei von der (1968 abgebrochenen) Bohnenstraße in die Vier- und Marschlande und die Aufrechterhaltung des Ausleihbetriebs, 1945 die Rückführung. Ende der vierziger Jahre war Kochheims gemeindepädagogischer Ansatz nicht mehr gefragt: Die Hamburgische Landeskirche strich die Mittel für die Laienspielarbeit und beschäftigte Kochheim bis zur Pensionierung im Jugendpfarramt. Die Schriften Gustav Kochheims, der auch Beiträge in mehreren Zeitschriften (z.B. „Brücke und Weg. Blätter für die hamburgische Jugendarbeit“) veröffentlichte, haben (nicht zuletzt wegen ihres eigenwilligen Stils) nie eine große Wirkung entfaltet, sind aber als Quellen der kirchlichen Zeitgeschichte bzw. des Verhältnisses von Protestantismus und Nationalsozialismus von einer gewissen Bedeutung. 
Literaturhinweise HamburgerPersönlichkeiten.Kochheim.Literaturhinweise.pdf
Kategorien Religion
Funktionen
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Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans-Joachim Kraus  
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Geboren 17. Dezember 1918
Geburtsort Essen-Schonnebeck 
Gestorben 14. November 2000
Todesort Essen 
Kurzbiographie

Hans-Joachim Kraus war Theologieprofessor an der Universität Hamburg von 1954 bis 1967. Der Pastorensohn studierte von 1941 bis 1944 in Halle, Jena und Heidelberg evangelische Theologie und wurde in Heidelberg 1944 promoviert. 1946/47 war er Assistent an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal, 1947/48 in Bonn, wo er sich 1948 für Altes Testament habilitierte. Nach einer Lehrstuhlvertretung 1949/50 in Göttingen wurde er 1951 außerordentlicher Professor in Bonn und erhielt 1954 den Lehrstuhl für Altes Testament an der neugegründeten Evangelisch-Theologischen Fakultät an der Universität Hamburg. Zum 1. Oktober 1967 übernahm er den Lehrstuhl für Reformierte Theologie in Göttingen, den er bis zu seiner Emeritierung 1984 innehatte.

Kraus war geprägt von der Zugehörigkeit zur Bekennenden Kirche im Nationalsozialismus: Von 1982 bis 1990 war er Moderator des Reformierten Bundes und forderte in der Erklärung „Das Bekenntnis zu Jesus Christus und die Friedensverantwortung der Kirche“ das klare Nein zu allen Massenvernichtungsmitteln. Er gab der politischen Ethik wichtige Anstöße, erfuhr aber damit mehr Widerspruch als Zustimmung. Schon frühzeitig nahm er an ökumenischen Konferenzen teil. Als einer der ersten vermittelte er 1969 das Antirassismusprogramm des Ökumenischen Rates der Kirchen in Deutschland. Besonders wichtig war ihm der christlich-jüdische Dialog, er bereitete den wichtigen Beschluss der Rheinischen Synode von 1980 vor und verfasste 1982 Thesen für die Reformierte Kirche „Wir und die Juden – Israel und die Kirche“.

Kraus war Ehrendoktor der Universitäten Bonn, Aberdeen/Schottland und Debrecen/Ungarn.

 
Literaturhinweise Kraus Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Hochschullehrer/in: 1948 - 1984
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Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Georg Friedrich Karl Kretschmar  
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Geboren 31. August 1925
Geburtsort Landshut/Schlesien 
Gestorben 19. November 2009
Todesort München 
Kurzbiographie

Georg Kretschmar war ein einflussreicher Kirchenhistoriker und Erzbischof. Von 1956 bis 1967 war er Professor an der Universität Hamburg. Er studierte von 1945 bis 1948 Evangelische Theologie in Tübingen, Bonn, Heidelberg und Oxford. 1948 legte er das Fakultätsexamen in Heidelberg und 1952 die zweite theologische Dienstprüfung in Stuttgart ab. Nach einer kurzen Vikarszeit in Württemberg wurde er 1954 in der Tübinger Stiftskirche ordiniert.

Von 1948 bis 1952 war er Assistent im Fach Neues Testament bei Otto Michel in Tübingen. 1950 wurde er bei Hans von Campenhausen promoviert, 1953 habilitierte er sich in Tübingen über die frühchristliche Trinitätstheologie. 1955/56 vertrat er den neu eingerichteten Lehrstuhl für Neues Testament und Kirchengeschichte in Hamburg, auf den er 1956 berufen wurde. 1967 wurde er erster Professor für Kirchengeschichte und Neues Testament in München, wo er die neu gegründete evangelisch-theologische Fakultät mit aufbaute. 1990 wurde er emeritiert. Von 1969 bis 1971 war er Vorsitzender des deutschen Fakultätentages sowie zahlreicher Kommissionen der EKD und des Lutherischen Weltbundes.

An der Münchner Fakultät baute Kretschmar die von der Evangelischen Kirche in Deutschland 1955 eingerichtete Forschungsstelle zum „Kirchenkampf“ zu einer wichtigen Forschungseinrichtung zur Zeitgeschichte aus. Von 1972 bis 1988 leitete er die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte.

Kretschmar ging es darum, das akademische Fach Kirchengeschichte in seinem doppelten Loyalitätsverhältnis zur Geschichtswissenschaft und zur Theologie darzustellen. Der Kirchenhistoriker als Teil der Kirche könne nach Kretschmars Auffassung diese nicht neutral beschreiben, sondern sei stets an die „Verheißung des Christuszeugnisses“ gebunden. Auch als Person hielt er die Verbindung zwischen akademischer Theologie und Gemeinde bzw. Kirche für unverzichtbar.

Georg Kretschmar war schon von seiner Lehrstuhlbezeichnung die enge Verbindung zwischen Neuem Testament und Alter Kirchengeschichte wichtig, ein Schwergewicht seiner Forschungen lag auf der Entstehungsgeschichte des neutestamentlichen Kanons sowie der altkirchliche Liturgiegeschichte. Aus dieser Tätigkeit zog er viele Anregungen für die Ökumene der Christenheit und den Dialog der Konfessionen, insbesondere mit der Orthodoxie. Seit 1959 engagierte sich Kretschmar im Gespräch mit der russischen und danach der rumänischen Kirche, seit 1981 im Dialog zwischen der Gesamtheit der orthodoxen Kirchen und dem Lutherischen Weltbund. Nach seiner Emeritierung wirkte er an vorderster Stelle beim Wiederaufbau der evangelisch-lutherischen Kirche im Bereich der ehemaligen Sowjetunion mit, wurde zunächst Leiter des Theologischen Seminars in Riga, 1994 Bischof in St. Petersburg und 1999 Erzbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland, der Ukraine, in Kasachstan und Mittelasien (ELKRAS) mit Sitz in St. Petersburg. Im Jahr 2005 kehrte er von seinen Pflichten entbunden nach München zurück.

Ehrendoktorwürden erhielt Kretschmar von den Universitäten Tübingen, Paris, Cluj-Napoca Rumänien (Klausenburg-Hermannstadt ) und Columbus/Ohio. Er war Mitglied der Freien Akademie der Wissenschaften in Helsinki. 2003 erhielt er das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, 2004 den Friedrich-Joseph-Haas-Preis des Deutsch-Russischen Forums, 2005 den Fürst-Daniel-Orden 2. Klasse der Russisch-Orthodoxen Kirche.

 
Literaturhinweise Kretschmar Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Hochschullehrer/in: 1953 - 1990
Hochschullehrer/in: 1952 - 2005
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Peter Krusche  
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Geboren 09. Juli 1924
Geburtsort Tuczyn/Wolhynien, Polen 
Gestorben 23. August 2000
Todesort Fürstenfeldbruck/Grafrath 
Kurzbiographie

Peter Krusche war ein evangelischer Theologe, Bischof und Mitglied der nordelbischen Kirchenleitung. Nach dem Abitur 1942 leistete der Pastorensohn Peter Krusche seinen Kriegsdienst bei der Luftwaffe und gelangte durch die Kriegsgefangenschaft nach Bayern. In Erlangen studierte er von 1945 bis 1948 Evangelische Theologie und trat 1948 in den Pfarrdienst. Am 18. April 1949 wurde er in Kitzingen ordiniert. Zuerst wirkte er dort als Stadtvikar und als Religionslehrer am Gymnasium in Hof/Saale, anschließend war er Schüler- und Jugendpfarrer in Nürnberg und von 1956 bis 1962 Landesjugendpfarrer der Bayerischen Landeskirche. Daneben war er ab 1954 Lehrbeauftragter für „Grundfragen evangelischer Jugendarbeit“ an der Evangelisch-Theologischen Fakultät in Erlangen und Studienbeauftragter der Evangelischen Jugend Deutschlands sowie Beauftragter für die Jugendarbeit der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands. 1962 wurde er Dekan von Coburg und kümmerte sich insbesondere um die theologische Fortbildung der Pfarrer sowie den Ausbau von Bildungsseminaren. 1967 übernahm er die Leitung des Pastoralkollegs der Bayerischen Landeskirche in Neuendettelsau, und kurz darauf das Ordinariat für Praktische Theologie an der neugegründeten Evangelisch-lutherischen Fakultät der Münchner Universität, die ihn 1980 zum ersten evangelischen Universitätsprediger ernannte. Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen Arbeit waren die Homiletik, Seelsorge, Gottesdienstlehre, kirchliche Erwachsenenbildung und evangelische Publizistik. Daneben wirkte er 30 Jahre lang als Rundfunkprediger im Bayerischen Rundfunk. 1983 trat Krusche sein Amt als Bischof der Nordelbischen Ev.-luth. Kirche für den Sprengel Hamburg. Von 1988 bis 1990 war er Vorsitzender der Nordelbischen Kirchenleitung. Er verstand sein Amt stark von der Seelsorge her und bot täglich eine offene Sprechstunde an. 1986 initiierte er den Stadtkirchentag für Hamburg als konzentrierte gesamtkirchliche Präsenz für die Stadt. Er prägte den Begriff der „Volkskirche an der Grenze“ für die Situation in Hamburg und betonte die kirchliche Mitwirkung an der Stadtkultur.

Daneben übte Krusche zahlreiche weitere Funktionen aus: Von 1984 bis 1988 war er Vorsitzender des Vorstandes der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) in Heidelberg und gehörte danach dem Wissenschaftlichen Kuratorium an. Von 1986 bis 1992 war er Vorsitzender des Evangelischen Missionswerkes und der Generalversammlung des Nordelbischen Missionszentrums. Über das kirchliche Leben in Hamburg erstattete er 1987 und 1992 der Nordelbischen Synode Bericht. Zum 1. August 1992 wurde er emeritiert.

 
Literaturhinweise Krusche Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1948 - 1992
Hochschullehrer/in: 1954 -
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Prof. Dr. Dr. h.c. Andreas Hugo Krüss  
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Geboren 23. Februar 1853
Geburtsort Hamburg 
Gestorben 27. April 1925
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Hugo Krüss war ein Hamburger Physiker, Unternehmer und Präsident des Kirchenrates. Der Sohn des Optikers Edmund Johann Krüss und seiner Frau Agathe Auguste wurde  in das 1796 gegründete Familienunternehmen, die optisch-mechanischen Werkstätten A. Krüss hineingeboren. Nach dem Besuch der Privatschule Dr. Schuster absolvierte er eine entsprechende Ausbildung in Altona und München, wo er anschließend an der Ludwig-Maximilians-Universität studierte und 1873 mit einer Arbeit über die „Vergleichung einiger Objectiv-Constructionen“ promoviert wurde. 1874 trat er in die väterliche Firma ein, die er 1888 übernahm. Dort führte er einige neue Zweige ein, die sich auf die Produktion in den Bereichen Photometrie und Spektroskopie sowie auf die Herstellung von Projektionsapparaten bezogen. Die Konstruktion neuer Instrumente und die Verbesserung der vorhandenen Geräte erfolgten in engem Zusammenhang mit seinen theoretischen Untersuchungen. Hugo Krüss veröffentlichte zahlreiche Zeitschriftenaufsätze und Monographien zur Photometrie und zur Spektralanalyse. 1920 übergab er das Familienunternehmen an seinen Sohn Paul Krüss (1880-1976).

Daneben engagierte sich Hugo Krüss nachhaltig im politisch-gesellschaftlichen Bereich: 1897 wurde er von der Bürgerschaft in die Oberschulbehörde gewählt, der er von 1898 bis 1921 angehörte. Dabei richtete er seinen Einsatz insbesondere auf die Entwicklung der Sternwarte, der Einrichtung des Botanischen, des Physikalischen und des Chemischen Staatsinstituts sowie des Zoologischen und des Mineralogisch-Geologischen Instituts. Im Bereich der Höheren Schulen legte er großen Wert auf den Ausbau der naturwissenschaftlichen Sammlungen und Laboratorien sowie die hygienischen Verhältnisse. Krüss war Mitglied in zahlreichen wissenschaftlichen Vereinigungen wie dem Naturwissenschaftlichen Verein in Hamburg, der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik, die er mehr als ein Vierteljahrhundert leitete, der Industriekommission der Handelskammer, dem Kuratorium der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung, dem Verein für öffentliche Gesundheitspflege und der Gesellschaft zur Förderung der Amateurphotographie. Ab 1890 war er Mitglied der Kaiser-Carolus-Leopold-Akademie der Naturforscher, ab 1896 Vorstandsmitglied des Berliner Vereins für wissenschaftliche Photographie, ab 1903 Mitglied der Kommission des Kaiserlichen Statistischen Amtes für den deutschen Ausfuhrhandel, ab 1904 Vorstandsmitglied des Museums von Meisterwerken der Naturwissenschaft und Technik in München, ab 1909 Vizepräsident und korrespondierendes Mitglied der Illuminating Enquiring Society London, ab 1913 Vorstandsmitglied der Deutschen Beleuchtungstechnischen Gesellschaft sowie ab 1914 Mitglied des geschäftsführenden Ausschusses der internationalen Beleuchtungskommission.

Daneben war er kirchlich sehr engagiert. Ab 1882 war er Mitglied des Kirchenvorstandes der Hauptkirche St. Nikolai, ab 1899 Gemeindeältester und ab 1919 erster Vorsitzender des Kirchenvorstandes. Auf der übergemeindlichen Ebene wirkte Krüss ab 1891 in der Synode sowie ab 1896 als Mitglied des Kirchenrats, dessen Präsident er 1919 wurde. 1899 wurde er in das Kollegium der Oberalten gewählt, deren Präses er ab 1913 war. Darüber hinaus amtierte er als Vorsitzender des Deutschen Protestantenvereins. 1886 begründete er den hamburgischen Hauptverein des Evangelisch-Protestantischen Missionsvereins (Mission in Japan und China) mit.

Krüss erhielt vielfältige Auszeichnungen: In Anerkennung seiner Verdienste verlieh ihm 1901 der König von Preußen den Rothen Adlerorden vierter Klasse. Wilhelm II. berief ihn 1905 in das Kuratorium der physikalisch-technischen Reichsanstalt, 1907 wurde er mit dem Königlichen Kronen-Orden geehrt. 1917 verlieh ihm der Hamburger Senat den Professorentitel, 1919 die Universität Göttingen die theologische Ehrendoktorwürde, 1921 die Hamburgische Universität die Ehrenmitgliedschaft. 1930 wurde in Barmbek ein Weg nach Krüss benannt.

 
Literaturhinweise Krüss Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Wirtschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen
Anfang

 
Marie Luise Sophie Kunert, verh. Benfey-Kunert  
Abbildung
Geboren 01. März 1896
Geburtsort Spandau 
Gestorben 18. Januar 1960
Todesort Göttingen 
Kurzbiographie

Sophie Kunert war die erste Hamburger Theologin und eine der engagiertesten Kämpferinnen für die Zulassung von Frauen im geistlichen Amt. Die Tochter eines wohlhabenden Oberlehrers aus Spandau begann 1916 in Berlin, Philologie zu studieren, wechselte aber nach zwei Jahren zur Theologie und legte 1921 als eine der ersten Frauen an der Humboldt-Universität das Fakultätsexamen ab, dessen Einführung sie zuvor selbst mit durchgesetzt hatte. Da es zu diesem Zeitpunkt keine Berufsaussichten in den evangelischen Kirchen gab, arbeitete sie als Erzieherin und im kaufmännischen Bereich, studierte Nationalökonomie, publizierte zum Thema Frauen in der Kirche und wirkte in ihrer Freizeit als Seelsorgerin in einem Berliner Frauengefängnis. 1925 wechselte sie auf eine Stelle als Fürsorgerin und Seelsorgerin im Hamburger Strafvollzug. Da Kunert ihr Anliegen, die Gleichberechtigung der Theologinnen, weiter verfolgte und für Ihre Arbeit im Frauengefängnis auch eine kirchliche Bestätigung haben wollte, beantragte sie erfolgreich die Zulassung zum Vikariat in der Hamburger Landeskirche, dessen Abschlussprüfung sie noch 1925 bestand. Nach langen Auseinandersetzungen gelang es ihr 1927, dass Theologinnen als Pfarramtshelferinnen zumindest eine eingeschränkte kirchliche Arbeitsmöglichkeit eingeräumt wurde. Für ihren Dienst wurden sie eingesegnet und nicht wie Pastoren ordiniert. Sophie Kunert konnte sogar erreichen, dass ihr ausnahmsweise die sonst nur Männern vorbehaltene Sakra­mentsverwal­tung für ihre Arbeit im Frauengefängnis übertra­gen wurde. Damit befand sie sich in Deutschland in einer einzigartigen Position.

Im politischen Bereich kandidierte sie bei der Reichstagswahl 1930 erfolglos für die Deutsche Volkspartei (DVP). Daneben hielt sie Vorträge und publizierte zahlreiche Artikel. Um ihre Arbeit mit den inhaftierten Frauen noch besser gestalten zu können, studierte sie nebenbei Psychologie und wurde 1933 bei William Stern (1871-1938) mit einer Arbeit über „Abhängig­keit, eine personale Struktur straffälliger Frauen“ promoviert. Ende Februar 1934 schied sie auf eigenen Wunsch aus dem Dienst aus, da sie erhebliche Konflikte mit der katholischen Leiterin des Frauengefängnisses hatte. Nach der Kündigung heiratete sie den Göttinger Pastor Bruno Benfey (1891-1962), der von den Nationalsozialisten aufgrund seiner jüdischen Abstammung angegriffen und vom Landesbischof in den Ruhestand versetzt wurde. Nach dem Novemberpogrom 1938 wurde er verhaftet und in das Konzen­trationslager Buchenwald gebracht. Aufgrund ökume­nischer Kontak­te wurde er nach einigen Wochen mit der Auflage, Deutsch­land zu verlassen, aus der Haft entlas­sen. Über die Schweiz, die sie nicht dauerhaft aufnehmen wollte, gelangte die Familie in die Niederlande, wo Bruno Benfey als Seelsor­ger wirkte und deutschsprachige protestan­tische Flüchtlinge in Lagern im ganzen Land betreute. Hier ergab sich für Sophie Benfey-Kunert die Möglichkeit, wieder als Geistliche zu arbeiten und Gottesdienste abzuhalten, wenn ihr Mann verhindert war. 1946 konnten beide nach Göttingen zurückkehren, wo ihr Mann seine alte Pfarrstelle wieder erhielt, ihr selbst aber von der Hannoverschen Landeskirche eine Berufstätigkeit als Theologin verwehrt wurde.

 
Literaturhinweise Kunert Literatur.pdf
Kategorien Religion
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