Johannes Reinhard war ein lutherischer Pastor und Politiker. Nach der Reifeprüfung 1899 studierte er von 1890 bis 1894 Theologie und Philosophie in Erlangen und Leipzig, wo er 1894 die erste theologische Prüfung ablegte. Sein Vikariat trat er am Seminar des ev.-luth. Missionshauses zu Leipzig an; das zweite Examen absolvierte er 1896 in Dresden. 1905 wurde er in Leipzig zum Lic. theol. und 1907 in Erlangen zum Dr. phil. promoviert. Ab 1894 arbeitete er als Oberlehrer am Königlichen Gymnasium in Leipzig und übernahm nach der Ordination 1898 das Pfarramt in Sachsendorf bei Wurzen/Sachsen. Von 1904 bis 1912 war er in Sachsen Oberlehrer, ab 1906 mit dem Titel Professor. 1912 wechselte Reinhard nach Hamburg-Harvestehude, wo er bis 1947 als Pastor an der St. Johannis-Kirche tätig war. Von 1915 bis 1940 gab er die überregionale Wochenzeitung „Der Nachbar. Illustriertes christliches Sonntagsblatt“ heraus. Der prominente „positive“ Theologe gehörte von 1925 bis 1933 dem Kirchenrat sowie der Synode an und war von 1940 bis 1945 Vertreter des nationalsozialistischen Landesbischofs Franz Tügel. Er war Vorsitzender der Hanseatisch-Oldenburgischen Missionskonferenz, deren Hamburger Ortsgruppe er ebenfalls leitete, gehörte zum Vorstand der Deutschen Evangelischen Missions-Hilfe und hatte zeitweise den Vorsitz in der Deutschen Missionskonferenz inne. Politisch war Reinhard in Hamburg Mitglied des Alldeutschen Verbandes und trat 1921 als Festredner bei germanisch-christlichen Feierstunden (Lutherfeier, Sonnwendfest) des Junglehrerbundes Baldur auf. Als Versammlungsredner war er für die Deutschnationalen Volkspartei aktiv. Im Februar 1946 wurde er als Repräsentant der evangelischen Kirche zum Mitglied der Bürgerschaft ernannt, deren Alterspräsident er 1946 und 1949 war und der er bis 1953 angehörte. Im Juni 1946 trat er der CDU bei, wurde kurz darauf in den Landesvorstand gewählt und 1960 zum Ehrenvorsitzenden ernannt. 1948 wurde er als eines von zwei Hamburger Mitgliedern in den Fachausschuss für Kulturpolitik des CDU-Zonenausschusses gewählt. Daneben gehörte er der Deputation der Schulbehörde an, war Vorsitzender des Ausschusses für das Schulgesetz und von 1953 bis 1963 Mitglied des Verfassungsgerichts. Reinhard setzte sich erfolgreich für die Gründung einer theologischen Fakultät und die Schaffung eines missionswissenschaftlichen Lehrstuhls in Hamburg ein. 1954 ernannte ihn die Universität zu ihrem Ehrensenator, 1955 machte ihn die Evangelisch-theologische Fakultät zu ihrem ersten Ehrendoktor. 1926 erhielt Reinhard das Große Kreuz des russischen Roten Kreuzes, 1955 die silberne Medaille für treue Arbeit im Dienste des Deutschen Volkes, 1960 die Bugenhagen-Medaille der Landeskirche und das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Der theologisch und politisch Konservative war sowohl in der Hamburger Kirche als auch in der Politik sehr einflussreich, vor allem in Missionsfragen und bei der Gründung der Evangelisch-theologischen Fakultät. |