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Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Erwin Panofsky  
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Geboren 30. März 1892
Geburtsort Hannover 
Gestorben 14. Mai 1968
Todesort Princeton 
Kurzbiographie Ein "großer Mensch und Gelehrter“, ein "Lehrer mit genialem Profil und Charisma", ein "sprachsensibler Gedächtnisriese", ein "Prophet", der "Einstein der Kunstgeschichte" – Erwin Panofsky (1892-1968) ist als wissenschaftliche Ausnahmefigur in die Geschichte eingegangen. Die Grundlage für seine Karriere legte er in Hamburg: Kunsthallendirektor Gustav Pauli und der Privatgelehrte Aby Warburg hatten dafür gesorgt, dass der junge jüdische Gelehrte hier an der gerade gegründeten Universität Fuß fassen konnte. Im Umfeld Aby Warburgs und dessen "Kulturwissenschaftlicher Bibliothek" erhielt er entscheidende Impulse. Als erster Ordinarius für Kunstgeschichte begründete Panofsky hier eine neue Methode, die Ikonologie - also die Interpretation eines Kunstwerks aus seinem kulturhistorischen Kontext heraus. Wo sich die Kunstgeschichte bisher eher mit Stilkritik und Zuschreibungsfragen beschäftigt hatte, rückten damit große geistesgeschichtliche Horizonte in ihr Blickfeld. Panofsky wurde 1934 in die Emigration gezwungen. Nach einer kürzeren Lehrtätigkeit an der New York University und der Princeton University hatte er das Glück, an das gerade gegründete Institute for Advanced Study in Princeton berufen zu werden. Hier betrieb Panofsky jene geisteswissenschaftliche Grundlagenforschung, die seinen Ruf in alle Welt hinaus getragen hat. Immer aber hat er die gut dreizehn Jahre, die er in Hamburg verbracht hat, als "die glücklichsten und fruchtbarsten seines Lebens" bezeichnet. 
Lokale Referenzen

Der ehemalige Hörsaal C im Universitätshauptgebäude an der Edmund-Siemers-Allee ist seit dem Jahr 2000 nach Erwin Panofsky benannt.

 
Lebensbeschreibungen PanofskyErwin.Biographie.pdf
Literaturhinweise PanofskyErwin.QuellenLiteratur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Funktionen Kunstgeschichtswissenschaftler/in: -
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Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Otto Hermann Pesch  
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Geboren 08. Oktober 1931
Geburtsort Köln 
Gestorben 08. September 2014
Todesort München 
Kurzbiographie

Otto Hermann Pesch lehrte als römisch-katholischer Theologe ein Vierteljahrhundert am Fachbereich Evangelische Theologie der Universität Hamburg. Von 1953 bis 1960 studierte er Philosophie und Theologie an der Philosophisch-theologischen Hochschule der Dominikaner in Walberberg bei Bonn und bestand das Lektoratsexamen, das als Staatsexamen für Religionslehre anerkannt ist. 1958 wurde er zum Priester geweiht; 1972 trat er aus dem Dominikanerorden aus und heiratete, weswegen er in den Laienstand versetzt wurde. 1965 wurde Pesch mit einer Studie über die Theologie der Rechtfertigung bei Martin Luther und Thomas von Aquin promoviert. Von 1965 bis 1971 lehrte er als Ordensmitglied an der Hochschule Walberberg Systematische Theologie (Dogmatik und Moraltheologie). 1971/72 wirkte er als Stiftungsprofessor an der Harvard Divinity School in den USA, anschließend als freier Schriftsteller in Bayern. 1974/75 vertrat er einen Lehrstuhl für Systematische Theologie in Hamburg, wo er 1975 zum Professor für Systemtische Theologie mit dem Schwerpunkt Kontroverstheologie ernannt wurde. Am Fachbereich Evangelische Theologie hatte er bis zum Ruhestand 1997 den geistigen Raum für seine wissenschaftliche Arbeit. Bedeutend sind seine Kommentare und Übersetzungen von Werken des Thomas von Aquin. 1986 wurde Pesch als Mitglied in die Academie internationale des sciences religieuses (Brüssel) aufgenommen.

1998 zog er nach München um, wo er für seine Forschungen bessere bibliothekarische Arbeitsbedingungen vorfand. Der kontinuierlich produktive Pesch hielt unzählige Vorträge im In- und Ausland, verfasste eine überwältigende Zahl von Büchern und Aufsätzen, darunter im Ruhestand noch eine zweibändige Katholische Dogmatik aus ökumenischer Erfahrung.

 

2004 erhielt Pesch den Ökumenischen Preis der Katholischen Akademie Bayern für seinen unermüdlichen Einsatz. 2008 schlug er vor, anlässlich des 500. Reformationsjubiläums 2017 Martin Luther aus katholischer Sicht kirchenrechtlich vollständig zu rehabilitieren. Am 15. Januar 2008 verlieh ihm die Universität Jena für seine grundlegenden Arbeiten zur Theologie Luthers die evangelisch-theologische Ehrendoktorwürde. Bereits 1992 hatte ihm der Fachbereich Katholische Theologie der Universität Mainz die Ehrendoktorwürde für seinen Einsatz im ökumenischen Dialog und in der wissenschaftlichen Aufarbeitung des Zweiten Vatikanischen Konzils verliehen. 

 
Literaturhinweise Pesch Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1958 - 1972
Hochschullehrer/in: 1965 - 1997
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Dr. Peter Petersen  
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Geboren 26. Juni 1884
Geburtsort Großenwiehe 
Gestorben 21. März 1952
Todesort Jena 
Kurzbiographie

Peter Petersen war einer der einflussreichsten Reformpädagogen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. 1904 legte er in Flensburg das Abitur ab. Anschließend studierte er in Leipzig, Kiel, Kopenhagen und Posen Geschichte, Philosophie, Religionslehre und Englisch. Geprägt wurde er durch seine akademischen Lehrer Wilhelm Wundt und Karl Lamprecht. 1908 wurde Petersen in Jena promoviert, im folgenden Jahr legte er das Staatsexamen in Leipzig ab und arbeitete dort am Königin-Carola-Gymnasium als Hilfslehrer. 1909 trat Peter Petersen in den Lehrkörper der Gelehrtenschule des Johanneums ein und wurde zwei Jahre später als Oberlehrer fest angestellt. Während dieser Jahre setzte er seine bisherige wissenschaftliche und publizistische Arbeit fort, wobei er oftmals Probleme hatte, für die Teilnahme an pädagogischen Kongressen von der Oberschulbehörde freigestellt zu werden. Von 1912 bis 1923 gehörte er als Sekretär dem Vorstand des Bundes für Schulreform an. Weiterhin war er Mitglied im Ausschuss für Erziehung und Bildung sowie im Internationalen Arbeitskreis für Erneuerung der Erziehung. Seit 1912 legte er seinen Schwerpunkt auf die Reform des Religi­onsunterrichts und wirkte in der Arbeitsgruppe für Religions­psychologie. Nach dem Ersten Weltkrieg engagierte Petersen sich in Hamburg in der Volkskirchenbewegung und gab zusammen mit dem damaligen Pastor und späteren Landesbi­schof Franz Tügel die kurzlebige Zeitschrift „Die Neue Kirche“ heraus. Petersen war von 1920 bis 1923 Kirchenvorsteher in Eppendorf und Mitglied der Synode.

Unmittelbar nach Kriegsende gehörte Petersen zu den Mitbegründern des „Werkbundes geistiger Arbeiter“, der in enger Verbindung mit dem Arbeiter- und Soldatenrat stand. Petersen forderte in Publikationen eine Demokratisierung der Schule, die sich auch auf ihre Organisation beziehen sollte. Die Erziehung sollte am gemeinschaftlichen Lernen und sozialen Leben orientiert und frei von Macht- und Wirtschaftsinteressen sein. Ostern 1920 übernahm er für ein Jahr die Leitung der reformorientierten Lichtwark­schule in Winterhude.

1920 habilitierte sich Petersen an der Philosophischen Fakultät der neugegründeten Hamburgischen Universität für Philosophie und Pädagogik und hoffte auf einen Lehrstuhl, der ihm allerdings versagt blieb, obwohl er schon zuvor am Insti­tut für Jugendkunde unter Ernst Meumann Übungen abgehalten hatte und in die Prüfungskommissionen für Philosophie und Pädagogik berufen worden war. Bis 1923 wirkte Petersen neben seiner Schultätigkeit als Privatdozent an der Universität und sollte wissenschaftliche Hilfskraft bei dem Pädagogen Gustaf Deuchler werden. Offenbar kurz nach Antritt der Stelle wurde er zum 1. August 1923 als Nachfolger Wilhelm Reins nach Jena vor allem für die Lehrerausbildung berufen, wo er bis 1950 lehrte und seine Vorstellungen an der dortigen Universitätsschule in die Praxis umsetzen konnte.

In Jena war Petersen zugleich Leiter der „Erziehungswissenschaftlichen Anstalt für die Lehrerausbildung“; 1930/31 wirkte er als Dekan. 1932 kandidierte er in Thüringen für den Evangelischen Volksdienst zu den Landtags-, 1933 zu den Reichstagswahlen. Er plädierte für die universitäre Volksschullehrerausbildung sowie eine autonome Erziehungswissenschaft, die pädagogische Theorie, empirische Forschung und pädagogische Praxis verbinden sollte, und entwickelte ab 1928 die Pädagogische Tatsachenforschung. 1927 stellte Peter Petersen den von ihm entwickelten Jenaplan vor, der ihm internationale Anerkennung verschaffte. Dabei handelte es sich um ein Modell für die öffentliche Schule, die zu einer Lebensgemeinschaftsschule werden sollte, indem starre Klassenstrukturen, Arbeitsformen und Bewertungssysteme aufgebrochen wurden. 1945 wurde Petersen von der amerikanischen Besatzung als Dekan der Philosophischen Fakultät in Jena eingesetzt. 1950 wurde die Jena-Plan-Schule in Thüringen als „politisch gefährliches Überbleibsel aus der Weimarer Republik“ geschlossen. Auch wenn das Interesse an dieser Schulform in Deutschland recht groß war, blieb sie doch eine Ausnahmeerscheinung. Die meisten Jena-Plan-Schulen gibt es heute in den Niederlanden.

1928 wurde Petersen Mitglied der Akademie der gemeinnützigen Wissenschaft Erfurt, 1937 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität Athen. Im Hamburger Stadtteil Wellingsbüttel wurde 1954 die acht Jahre zuvor eingerichtete Jena-Plan-Schule nach ihm benannt, die seit 1970 eine Gesamtschule ist.

 
Literaturhinweise Petersen Peter Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Bildungswesen
Funktionen Lehrer/in: 1909 -
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Doktor Vilma Prochownik  
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Geboren 22. Januar 1904
Geburtsort Hamburg 
Gestorben 27. August 1990
Todesort Los Angeles 
Kurzbiographie Vilma Prochownik wurde am 22. Januar 1904, als Tochter des 1943 von den Nationalsozialisten ermordeten Richters Wilhelm Prochownik in Hamburg geboren. Nach dem Abitur am Lichtwarkgymnasium studierte sie Chemie zunächst in Freiburg, München (wo sie das erste Examen ablegte) und Genf, und kehrte zum fünften Semester nach Hamburg zurück. 1928 legte sie das zweite Examen ab und promovierte 1931 bei Professor Hans Schlubach mit der Arbeit „Über die h-Galaktose und ihre Derivate“. Ab dem 1. Juni 1932 war sie für Schlubach als ,wissenschaftliche Hilfsarbeiterin‛ tätig und publizierte gemeinsam mit ihm in der Zeit von 1929 bis 1934 vier Aufsätze in Fachzeitungen. Doch bereits 1933 verlor sie ihren Status als wissenschaftliche Hilfsarbeiterin und schließlich auch jede Perspektive für ein weiteres Leben in Deutschland: Aufgrund ihres jüdischen Familienhintergrundes wurde sie von den Nationalsozialisten zum 31.10.1933 entlassen und floh schließlich ins Exil nach Los Angeles. Hier nannte sie sich „Vilma Proctor“. Ihre Zeit dort lässt sich bislang nicht vollständig rekonstruieren. Von 1934 bis 1937 war sie als Assistentin für Biochemie an der Harvard Medical School tätig. Von 1952 bis 1953 war sie Chief Medical Librian an der University of Southern California, wo sie ab 1954 Kurse unterrichtete. Ab 1959 stellte sie einen Antrag auf Wiedergutmachung, der abgelehnt wird. Dass sich an ihre wissenschaftliche Arbeit bei Schlubach eine Hochschulkarriere angeschlossen hätte, wenn die Nationalsozialisten nicht diese Laufbahn gewaltsam unterbrochen hätten, dass also eine Frau hätte Chemieprofessorin werden können, wollte man im Deutschland der 1950er Jahre offenbar nicht für möglich halten. Vilma Prochowink starb am 27.April 1990 in Los Angeles.  
Lokale Referenzen www.chemie.uni-hamburg.de/gnd/125672683 
Kategorien Wissenschaft
Funktionen
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