Hamburger Persönlichkeiten - Religion | H
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Georg Hacke  
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Geboren 30. August 1626
Geburtsort Utleben/ Thüringen 
Gestorben 12. April 1684
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Hacke war ein Sohn des Pfarrers Wilhelm Hacke. Er studierte Theologie in Jena (1666 Lizenziat in Rinteln), bevor er 1648, nach einer Hauslehrertätigkeit, Konrektor in Minden und 1661 Pastor an der dortigen Marienkirche wurde.1654 verheiratete Hacke sich mit Elisabeth Heyse, mit der er 16 (!) Kinder hatte. 1669 verließ Hacke Minden im Unfrieden, um auf Empfehlung einiger Oberalten, die ihn in Minden hatten predigen hören, eine Pfarrstelle an der Marien-Magdalenen-Kirche in Hamburg zu übernehmen; hinzu kam 1670 das Pfarramt am Spinnhaus, einer Strafanstalt. Am 7. 3. 1680 wurde Hacke auf Empfehlung des lutherisch-orthodoxen Theologen Abraham Calov (1612–1686) zum ersten Hauptpastor an der Hamburger Michaeliskirche gewählt. 1682 weihte er die Fachwerk-Kirche St. Pauli auf dem Hamburger Berge ein (damals noch Vorstadt, s.u.). Seit Mitte der 1660er Jahre sah sich Hacke Angriffen wegen seiner Rechtgläubigkeit ausgesetzt, die – von Hacke anscheinend nicht sehr geachtete – Amtsbrüder und das Geistliche Ministerium in Hamburg erhoben. Hacke war ein beliebter Prediger, der einen großen Hörerkreis um sich versammelte: "Er war ein höchst eigenthümlicher Prediger, der sich in geistreichen, oft aber auch sonderbaren Wendungen und Vergleichungen gefiel; er nahm sich der Schule eifrig an. Aus dem kurzen Pastorate von Georg Haccius haben wir noch zweierlei zu bemerken: Die kaum mündig gesprochene, und von der Mutterkirche St. Nicolai ganz abgelöste, St. Michaelis Gemeinde erhielt schon ein Filial, das von St. Pauli. Die vor dem Altonaer Thore angewachsene Bevölkerung bedurfte eine eigene Kirche, die von Haccius am 24. August 1682 eingeweihet wurde" (Johannes Geffcken, Die große Michaeliskirche in Hamburg. Hamburg 1862, S. 34–35). Hackes umfangreiche Bibliothek erwarb Rudolf August von Braunschweig-Wolfenbüttel (1627–1704). Sie ging 1702 als Teil der herzöglichen Büchersammlung an die Universität Helmstedt.

 

 
Literaturhinweise GeorgHacke.pdf
Kategorien Religion
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Dr. h.c. Ferdinand Carl Ludwig Heitmann  
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Geboren 16. Juni 1880
Geburtsort Hamburg 
Gestorben 02. Juli 1953
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Ludwig Heitmann war ein lutherischer Pastor und Mitbegründer der Evangelischen Michaelsbruderschaft in Hamburg. Nach dem Abitur studierte Heitmann von 1899 bis 1902 in Göttingen und Berlin Evangelische Theologie und legte 1903 in Hamburg das erste theologische Examen ab. Von 1903 bis 1904 war er im Candidatenverein Dresden und als Lehrer an der Lehr- und Erziehungsanstalt für Knaben in Blasewitz tätig. 1905 absolvierte er die zweite theologische Prüfung in Hamburg und wurde Hilfsprediger an St. Katharinen für den Bezirk St. Annen, wo er von 1906 bis 1909 als Pastor amtierte. Im Arbeiterviertel Hammerbrook erfuhr er die sozialen Probleme der Großstadt aus erster Hand. Heitmann leitete dort 1907 einen Lehrlingsverein und richtete einen Literaturkreis ein. Diese Erfahrungen schärften seinen Blick für die religiösen Aufgaben in der Großstadt. 1909 wechselte er an die Gemeinde St. Johannis in Eppendorf, wo er sich bis zu seiner Emeritierung 1951 auf die Jugendarbeit konzentrierte.

Von 1915 bis 1918 war er freiwilliger Feldgeistlicher an der Westfront. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges engagierte sich Heitmann in der Volkskirchenbewegung und gab 1919/20 die Zeit­schrift „Die neue Kirche“ heraus. Ziel war eine sittliche Wiedergeburt der Menschen nach den Kriegserfahrungen. Ab 1922 engagierte er sich in der Neukirchlichen Fraktion der Synode, deren Ziel eine soziale Volkskirche war.

Von 1913 bis 1920 hatte Heitmann ein dreibän­diges Werk über Groß­stadt und Religion veröffentlicht, das in den zwan­ziger Jahren mehrfach aufgelegt wurde. Darin ging er der Frage nach, ob und wo in der Großstadt noch Raum für Religion sei.

Im Sommerse­mester 1932 bot Heitmann im Rahmen der Religionslehrerausbildung an der Hamburgischen Universität als Lehrbeauftragter eine Übung zum Thema „Großstadt und Religion“ an, was von Seiten der Kirchenleitung kritisiert wurde. Sein Wirken in Arbeitervierteln war von der Kirchenleitung nicht anerkannt worden. Seine Ansätze einer kirchlichen Sozi­alarbeit, deren Ziel es war, die Entfrem­dung zwischen der Kirche und den Arbeitern zu über­winden, galten nicht als oppor­tun. Ein weiterer Schwerpunkt von Heitmanns Wirken war die Erneuerung der kirchlichen Liturgie.

Heitmann nahm als Mitbegründer an den Berneuchener Konferenzen 1923 bis 1927 teil, die eine liturgische Erneuerung anstrebten, und bearbeitete 1925 den Entwurf für den Grundlagentext dieser Gruppierung, das „Berneuchener Buch“. 1931 stiftete er mit anderen die Evangelische Michaelsbruderschaft, die in enger Anlehnung an die Berneuchener Bewegung eine Erneuerung der evangelischen Kirche erstrebte. 1942/43 kam es zu einer schweren Auseinandersetzung zwischen Heitmann und der Bruderschaft, da er eine Katholisierung befürchtete; 1945 schied er aus.

Kirchenpolitisch schloss Ludwig Heitmann sich 1933 der Jungreformatorischen Bewegung an, forderte die Einführung eines hierarchischen Bischofsamtes und unterstützte somit nachdrücklich eine autoritäre Struktur der Evangelisch-lutherischen Kirche im Hamburgischen Staate mit einem Landesbischof an der Spitze, der umfangreiche Vollmachten innehatte. Der neue Landesbischof Simon Schöffel berief Heitmann daraufhin in den vorläufigen Kirchenrat. Seit November 1933 war Ludwig Heitmann Mitglied des Bruderrates des Pfarrernotbundes und im Reichsbruderrat aktiv.

Parteipolitisch engagierte sich Heitmann nicht, er wurde kein Mitglied der NSDAP. Er gehörte seit 1924 dem Kyffhäuser-Bund, seit 1930 dem Verein für das Deutschtum im Ausland, seit 1935 der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt und seit 1936 dem Reichsluftschutzbund an. Er war bis 1915 aktives, danach bis 1933 passives Mitglied einer Freimaurerloge.

1929 verlieh die Gießener Universität Heitmann die theologische Ehrendoktorwürde.

 
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Lehrer/in: 1903 - 1904
Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1906 -
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Friedrich Heitmüller  
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Geboren 09. November 1888
Geburtsort Völksen am Deister 
Gestorben 01. April 1965
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Friedrich Heitmüller war ein evangelischer Prediger. Er arbeitete ab 1906 zunächst als Postbeamter in Hamburg. In Folge einer Glaubenskonferenz der christlichen Gemeinschaft „Philadelphia“ im Herbst 1908 fühlte er sich zum Prediger des Evangeliums berufen. 1910 wirkte er in seinem Heimatort in der Allianz-Zeltmission mit und trat im September in das Predigerseminar St. Chrischona bei Basel ein, um sich zum Evangelisten ausbilden zu lassen.

In Hamburg wirkte er ab 1912 zunächst in der „Philadelphia“-Gemeinschaft, die er bald verließ, um mit 70 anderen Mitgliedern die „Friedens-Gemeinde“ am Holstenwall zu gründen. Die beiden Gemeinschaften, die ca. 3.000 Mitglieder umfassten, schlossen sich unter seiner Führung zusammen. Darüber hinaus leitete er das Diakonissen-Mutterhaus Elim. Friedrich Heitmüller wurde zu einem der einflussreichsten Prediger der Stadt, der vor bis zu 6.000 Zuhörenden sprach. Er publizierte zahlreiche, oft auf Vorträgen basierende religiöse Schriften und gab die Zeitschrift „In Jesu Dienst“ heraus. Er bekämpfte alle liberalen Ansätze in der Kirche und die historisch-kritische Theologie.

Durch Spenden konnte ein Stiftungswerk mit zahlreichen Immobilien in Hamburg und Schleswig-Holstein aufgebaut werden, das Heitmüller als Vorstand leitete. 1927 wurde das neu gebaute Kranken- und Diakonissenhaus Elim eröffnet.

Von 1929 bis 1932 war Heimmüller stellvertretender Vorsitzender des Gnadauer Verbandes, der innerkirchlichen Dachorganisation regionaler Verbände und Werke sowie der zur deutschen Gemeinschaftsbewegung gehörenden Ausbildungsstätten, Missionen und diakonischen Werke und Einrichtungen. Im Sommer 1933 trat Heitmüller mit seinem Werk aus dem Gnadauer Verband aus und schloss sich als Freie Evangelische Gemeinde dem Bund Freier evangelischer Gemeinden an. 1934 verließ er auch die Landeskirche.

Politisch engagierte sich der antidemokratisch und nationalistisch eingestellte Heitmüller von 1929 bis 1933 für den Christlich-Sozialen Volksdienst. Ab 1933 betätigte er sich aktiv für den Nationalsozialismus und ließ sich von den Deutschen Christen sogar zum Gaureferenten für Gemeinschaftswesen einsetzen, trat zum Jahresende aber wieder aus. Dennoch näherte er sich dem nationalsozialistischen und deutsch-christlichen Bischof Franz Tügel an. Heitmüller stellte einen Aufnahmeantrag in die NSDAP, wurde aber kein Mitglied. Er sprach oft vor Ortsgruppen der NSDAP und besuchte mindestens einen Parteitag in Nürnberg.

Im Rahmen seines Entnazifizierungsverfahrens kam es zu einer Kontroverse mit dem Vertreter der Bekennenden Kirche Bernhard Forck, der Heitmüllers Einsatz für den Nationalsozialismus anprangerte. Erst in der Berufung 1950 wurde er entlastet. Heitmüller hatte sich bereits in der Weimarer Republik dezidiert antisemitisch geäußert, keine jüdischen Ärzte eingestellt und 1934 einschlägig über die „Judenfrage“ publiziert. Nach 1945 distanzierte er sich vom Nationalsozialismus, bat sogar im Blick auf Deutschland um Vergebung.

Von 1954 bis 1965 war Heitmüller Präsident des Internationalen Bundes Freier evangelischer Gemeinden. Sein Wirken stand im Kontext der Gemeinschaftsbewegung, der organisatorischen Gestaltung pietistischer Frömmigkeit, deren Wurzeln im Pietismus, in der Erweckungsbewegung und in der anglo-amerikanischen Evangelisations- und Heiligungsbewegung liegen. 1958 erhielt er die Wichern-Plakette vom Diakonischen Werk der EKD.

 
Literaturhinweise Heitmüller Friedrich Literatur.pdf
Kategorien Religion
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Franz Otto Hennecke  
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Geboren 04. April 1877
Geburtsort Dortmund 
Gestorben 30. Mai 1960
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie Franz Hennecke war ab 1907 Pastor an mehreren Hamburger Kirchen. Er gehörte zu einer Gruppe von Hamburger Pastoren, die in der Weimarer Republik aus Gewissensgründen disziplinarrechtlich belangt bzw. in den Ruhestand versetzt wurden. Nach dem Abitur 1896 studierte er in Dortmund, Göttingen, Marburg und Bonn Theologie, legte 1899 und 1902 die theologischen Examina ab und wurde im folgenden Jahr Pastor in Mengede bei Dortmund.

1907 wechselte Hennecke nach Hamburg und wirkte als Pastor an St. Katharinen. Während des Ersten Weltkrieges war er freiwillig Feldgeistlicher. 1921 wurde er Pastor an der Hauptkirche St. Nikolai und von dort in die Synode entsandt. Der liberale Theologe engagierte sich seit 1912 im lokalen Vorstand des Protestantenvereins und war Mitherausgeber des Deutschen Protestantenblattes.

Bereits in Mengede hatte Hennecke die vorgeschriebene Liturgie verändert, was von seinen Vorgesetzen missbilligt wurde. In seiner Hamburger Zeit begann er, kontroverse Titel zu publizieren. Sein erstes Buch „Meister des Lebens“ (1927) führte bereits zu Konflikten. Deutlich wurde darin eine idealistische, naturverbundene, leicht schwärmerische Theologie. Hennecke zielte auf die Formulierung einer modernen Frömmigkeit, was aber von der Mehrheit des Geistlichen Ministeriums als Widerspruch zum Amtsgelübde verstanden wurde.

Im Herbst 1931 erreichte die Auseinandersetzung ihren Höhepunkt durch Henneckes Aufsatz „Von der Kirche und ihrer Barmherzigkeitsmission“, der im folgenden Jahr auch in seinem zweiten Buch „Frömmigkeit, wage eigne Wege!“ erschien. Damit wollte er auf die Reformbedürftigkeit der Kirche hinweisen, an der er drei Punkte kritisierte: Die Kirche unternehme nicht genug, um die „soziale Frage“ zu lösen, sie wende sich zu wenig den religiösen Bedürfnissen des modernen Menschen zu und sei in ihrer Sexualmoral ausschließlich auf die Ehe konzentriert. Insbesondere der dritte Punkt führte zu massiver Kritik. Umgehend wurde ein Disziplinarverfahren vom Kirchenrat eingeleitet. Vor allem Haupastor Theodor Knolle drängte auf Amtsenthebung. In St. Nikolai erbrachte eine Resolution für Hennecke und die von ihm vertretene „weitherzige und weltoffene Frömmigkeit“ 3.000 Unterschriften. In einem Vergleich einigte man sich schließlich darauf, dass das Disziplinarverfahren eingestellt wurde und Hennecke auf sein Amt verzichtete. Die Rechte des Geistlichen Standes behielt er. Zum 1. Mai 1933 wurde er emeritiert.

 
Literaturhinweise Hennecke Franz Literatur.pdf
Kategorien Religion
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1903 - 1933
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Prof. Dr. Dr. h.c. Volkmar Martinus Herntrich  
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Geboren 08. Juni 1908
Geburtsort Flensburg 
Gestorben 14. September 1958
Todesort Lietzow bei Nauen 
Kurzbiographie

Volkmar Herntrich war ein lutherischer Theologe und Hamburger Landesbischof. Herntrich entstammte einer Pastorenfamilie. Er legte 1927 in Flensburg das Abitur ab und wurde nach dem Theologiestudium in Tübingen und Berlin 1931 promoviert. Danach war er Vikar in Flensburg. Die zweite theologi­sche Prüfung legte er im folgenden Jahr in Kiel ab, wo er auch ordiniert wurde. Noch 1932 erhielt er von der Theologischen Fakultät in Kiel die venia legendi für Altes Testament, während er parallel als Hilfsprediger arbeitete. Vom 20. März 1933 bis zum 31. Oktober 1934 war Herntrich Pastor in Kiel-Ellerbek und vom 1. November 1934 bis 31. Oktober 1942 Pastor und Dozent an der Kirchlichen Hochschule in Bethel, nachdem er in Kiel seine Lehrbefugnis aufgrund seiner Betätigung für den Pfarrernotbund verloren hatte. Zeitweilig war Herntrich ein Redeverbot für Schleswig-Holstein auferlegt worden, mehrfach war er von der Geheimen Staatspolizei verhört und kurzzeitig verhaftet worden. Von 1939 bis 1942 war er Direktor des Burckhardthauses in Berlin-Dahlem und Leiter des Evangelischen Jugendwer­kes, danach arbeitete er in der Lobetaler Zweigstelle von Bethel. 1943 wurde Herntrich Hauptpastor an St. Ka­tharinen. Dass er sich von dem Tügel-Vertrauten Hauptpastor Adolf Drechsler einführen ließ, wurde von der Bekenntnisgemeinschaft missbilligt. Von Juli bis Dezember 1945 war Hentrich Mitglied der Einstweiligen Kirchenleitung. Im Rahmen der Entnazifizierung war er Mitglied der Spruchkammer für Geistliche. Als Nach­folger im Bischofs­amt für den nationalsozialistisch belasteten Franz Tügel wünschten sich Bürgermeister Rudolf Petersen und die briti­sche Besat­zungsbehörde ursprünglich Herntrich, doch verwies Tügel dar­auf, dass dieser mit den örtlichen Verhältnissen noch nicht genügend vertraut sei, so dass sein Vorgänger Simon Schöffel erneut in dieses Leitungsamt gelangte. Seit 1946 leitete Hentrich die Alster­dorfer Anstalten und wurde 1948 zum Oberkirchenrat ernannt. 1946 war er Mitglied der Jugendkammer, von 1949 bis 1958 Ratsmitglied der Evangelischen Kirche in Deutschland. Seit 1945/46 lehrte er am Kirchlichen Vorlesungswerk Altes Testament, danach als hauptamtlicher Dozent an der Kirchlichen Hochschule sowie von 1947 bis 1954 auch im Rahmen der Religionslehrerausbildung am Pädagogischen Institut der Universität Hamburg. 1949 wurde Herntrich zum Rektor der Hochschule gewählt, die bewusst auf dem Gelände der Alsterdorfer Anstalten angesiedelt war, und erhielt im folgenden Jahr den Professorentitel verliehen. 1955/56 war Herntrich Präsident der Synode. Am 12.01.1956 wählte ihn diese als Nach­folger Theodor Knolles zum Ham­bur­ger Landesbi­schof. Er galt als Gegner des vollen Pfarramtes für Theologinnen. Herntrich starb nur zwei Jahre später an den Folgen eines Autounfalls. Aufgrund seines Engagements für die Diakonie wurde er auch als „diakonischer Bischof“ bezeichnet. Er setzte sich ebenso für die Ökumene ein, war Mitglied des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen und in den Gremien des Lutherischen Weltbundes. 1950 verlieh die Kieler Fakultät Herntrich die theologische Ehrendoktorwürde.

 
Literaturhinweise Herntrich Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Hochschullehrer/in: 1932 -
Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1932 -
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Heinrich Wilhelm Karl Eduard Heydorn  
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Geboren 04. September 1873
Geburtsort Neustadt/Holstein 
Gestorben 27. Dezember 1958
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Wilhelm Heydorn war ein in Hamburg wirkender Pastor, Heilpraktiker, Lehrer und Politiker. Der Sohn einer katholischen Mutter und eines evangelischen Vaters wurde evangelisch getauft, trat aber im Alter von 15 Jahren zum Katholizismus über. Von 1898 bis 1901 studierte er an der Berliner Kriegsakademie, schied aber 1902 aus dem Militär aus, weil ihm die Aufnahme in den Generalstab versagt worden war. 1900 konvertierte er wieder zum Protestantismus und studierte ab 1902 evangelische Theologie. Nach Ablegung der beiden Examina wurde er 1905 Hilfsprediger in Kiel, 1908 Pastor in Breslau, 1910 Hauptpastor auf Fehmarn und 1912 Pastor im Hamburger Arbeiterviertel Hammerbrook. Seine Wahl in der Hansestadt führte fast zu einer Kirchenspaltung, weil Heydorn bereits 1911 mit kirchenkritischen Position für Aufruhr gesorgt hatte. So sah er beispielsweise die Bibel als Menschenwerk an und glaubte an die Weiterentwicklung des Glaubens. Im Ersten Weltkrieg wurde er wegen seiner in Artikeln publizierten pazifistischen Einstellung zu einer Geldstrafe verurteilt. Heydorn war Mitglied des Monistenbundes und gründete 1918 die heute als eine der Weltreligionen anerkannte Bahá’í in Hamburg, trat aber aus beiden Gruppierungen wieder aus. 1920 wurde Heydorn als Pastor suspendiert und im folgenden Jahr seines Amtes enthoben. Nachdem er aus der Kirche ausgetreten war, wurde ihm 1922 die Anstellungsfähigkeit als Pastor aberkannt und sein befristetes Ruhegehalt gekürzt. Von 1922 bis 1924 studierte er an der Hamburgischen Universität Medizin und Klassische Philologie, arbeitete als Heilpraktiker und hielt bis 1933 Vorträge und Predigten in Altonaer und Hamburger Schulen. Von 1926 bis 1928 studierte er erneut und legte die Prüfung für das Lehramt an Volksschulen ab. Bis zu seiner Entlassung aus dem Schuldienst 1935 wirkte er an der Versuchsschule Telemannstraße und als Hauslehrer für körperbehinderte Kinder. 1930 gründete er die Menschheitspartei, deren Ziel es war die Menschen durch mehr Bildung und Wissen zu einer „wachsenden Versittlichung“ erziehen. 1933 wurde sie verboten. Heydorn gab nach seiner Entlassung Nachhilfeunterricht und verfasste weiterhin zahlreiche Abhandlungen. 1939 wurde er von einem Sondergericht wegen der Abfassung und Verbreitung staatsfeindlicher Schriften zu einer Geldstrafe verurteilt. 1944 entwarf er Pläne für das politische Handeln nach der Niederlage Deutschlands. 1946 gründete er den Menschheitsbund, der aber ohne Bedeutung blieb. 1972 wurde in Blankenese gegenüber seinem Grundstück ein Weg nach dem liberalen Freidenker Heydorn benannt.

 
Literaturhinweise Heydorn Wilhelm Literatur.pdf
Kategorien Politik
Religion
Bildungswesen
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1905 - 1920
Lehrer/in: 1928 - 1935
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Abraham Hinckelmann  
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Geboren 02. Mai 1652
Geburtsort Döbeln/Meißen 
Gestorben 11. Februar 1695
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Abraham Hinckelmann, Sohn des Döbelner Apothekers und Ratsherrn Martin Hinckelmann und seiner Frau Anna Dreißig, studierte von 1668 bis 1670 Theologie und Sprachwissenschaften an der Universität Wittenberg und erwarb dort den Grad eines Magisters. 1672 wurde er Rektor an der Schule in Gardeleben, 1675 am Katharineum in Lübeck. Zehn Jahre später, 1685, ging er als Diakon an die Kirche St. Nikolai in Hamburg. 1687 wurde er an der Universität Kiel zum Doktor der Theologie promoviert und vom Landgrafen Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt zum Generalsuperintendenten in Darmstadt berufen. Bereits 1689 kehrte Hinckelmann wieder nach Hamburg zurück, wo er das Amt des Hauptpastors an der St.-Katharinenkirche übernahm. Hinckelmann verfasste zahlreiche theologische und arabistische Schriften und veröffentlichte 1694 die erste jemals gedruckte vollständige arabische Ausgabe des Korans.

 
Kategorien Wissenschaft
Religion
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Lic. theol. Karl Albert Ernst Friedrich Theodor Horn  
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Geboren 16. Juli 1869
Geburtsort Neustrelitz 
Gestorben 05. Juli 1942
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

Karl Horn war von 1916 bis 1934 Hauptpastor an St. Jacobi in Hamburg. Nach dem Abitur am Gymnasium Carolinum in Neustrelitz studierte er von 1887 bis 1891 Evangelische Theologie in Leipzig, Erlangen und Rostock. Von 1891 bis 1898 war er Erzieher des Mecklenburger Erbprinzen Adolf Friedrich von Mecklenburg-Strelitz. 1892 legte er das theologische Examen ab, 1898 wurde er ordiniert und als Pastor in Mirow/Mecklenburg-Strelitz eingeführt. 1902 wurde Horn in Leipzig zum Lic. theol. promoviert. 1902 wurde er Konsistorialassessor und Mitglied der theologischen Prüfungskommission in Neustre­litz. 1904 wurde er mecklenburgischer Landessu­perinten­dent, Konsistorialrat und Hofprediger.

1916 erfolgte die Wahl zum Haupt­pastor an St. Jacobi in Hamburg. In dieser Funktion blieb er bis zum Ruhestand 1934. Er war ein geschätzter Kanzelredner. Horn setzte sich besonders für die Wiederherstellung der weltberühmten Arp-Schnitger-Orgel ein und wirkte an der Neugestaltung des Kircheninneren entscheidend mit. Als sein Verdienst galt die liturgische Neuformung der Gottesdienste in St. Jakobi. Horn war Vorsitzender der Liturgischen Konferenz Niedersachsens seit ihrer Gründung. Im April 1917 lehnte er einen Ruf auf eine Professur für neutestamentliche Wissenschaft an die Universität Erlangen ebenso ab wie drei entsprechende Anfragen der Universität Leipzig für Neues Testament und Praktische Theologie.

Karl Horn betei­ligte sich 1916 an der Gründung des Christlich-Sozialen Frauen­semi­nars in Hamburg und unterrichtete dort „Glaubens- und Sittenleh­re“. Seit dem Wintersemester 1916/17 lehrte er am Allge­meinen Vorlesungswesen und vom Wintersemester 1933/34 bis zum Wintersemester 1934/35 im Rahmen der Religionslehrerausbildung Neues Testament.

Von 1919 bis 1923 und von 1929 bis 1933 gehörte Horn dem Kirchenrat an. Von 1923 bis 1929 war er Präsident der Hamburgischen Synode. Vom 5. April 1929 bis zum 29. Mai 1933 war Karl Horn der letzte Senior der Hamburger Landeskirche vor der Einführung des Bischofsamtes.

Bei seinem Amtsantritt als Senior betonte Horn, dass die Kirche sich von der Politik fernhalten solle. Er selbst hatte im Januar 1919 den Gründungsaufruf für eine Ortsgruppe Hamburg der Antibolschewistischen Liga unterzeichnet, die eng mit dem Alldeutschen Verband verbunden war. Im Gottesdienst zur Konstituie­rung der nationalsozialistischen Regierung in Hamburg 1933 soll er geäußert haben, dass Adolf Hitler „der gott­gesandte Reichsschmied unserer Tage“ sei. Dennoch forderten im Mai 1933 40 Pastoren aufgrund seiner schwankenden Haltung zum Nationalsozialismus Horns Rücktritt, der zum 1. Juli 1933 erfolgte. Im Ruhestand vertrat Horn ab Ende 1936 den erkrankten Jacobi-Hauptpastor und Landesbischof Franz Tügel in der Predigt.

 
Literaturhinweise Horn Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1902 - 1933
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Prof. Dr. Dr. h.c. August Reinhold Emil Wilhelm Hunzinger  
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Geboren 27. Mai 1871
Geburtsort Dreilützow 
Gestorben 13. November 1920
Todesort Hamburg 
Kurzbiographie

August Wilhelm Hunzinger war ab 1912 Hauptpastor der Hamburger Kirche St. Michaelis und mit 159 Kriegspredigten einer der produktivsten Prediger im Ersten Weltkrieg. Der Mecklenburger Pastorensohn studierte nach dem Abitur in Greifswald und Rostock Evangelische Theologie. Nach dem ersten theologischen Examen in Rostock wirkte er von 1896 bis 1897 als Hauslehrer in Mecklenburg. 1898 wurde er in Rostock zum Dr. phil. promoviert. Nach dem zweiten theologischen Examen 1899 wurde er als Hilfsprediger an den Dom zu Güstrow berufen, wo er1900 ordiniert wurde; am 1. Oktober 1900 wurde er Hilfsprediger in Zweedorf-Nostorf. Nach einem Jahr wechselte er als Hilfsprediger in die Innere Mission in Rostock und hielt Vorträge für das kirchenferne Bildungsbürgertum. 1905 gab er sein Amt auf, um als Privatgelehrter zu wirken, da sein Schwiegervater den Lebensunterhalt der Familie übernommen hatte. 1905 erwarb Hunzinger in Rostock den theologischen Licentiatentitel, 1906 habilitierte er sich für historische Theologie in Leipzig und wirkte als Privatdozent und ab 1907 als Professor für Apologetik. 1909 erhielt er eine ordentliche Professur für Systematische Theologie in Erlangen und war zugleich Universitätsprediger. Im selben Jahr gründete er in Wernigerode ein apologetisches Seminar.

Im Dezember 1911 nahm Hunzinger den Ruf als Hauptpastor an die Hamburger Hauptkirche St. Michaelis an, dem er im April 1912 folgte. Ein halbes Jahr später konnte er in Anwesenheit des Kaisers die nach dem Brand von 1906 wieder aufgebaute Michaeliskirche einweihen. Neben seiner Tätigkeit als Prediger arbeitete er weiterhin wissenschaftlich und hielt zahlreiche Vorträge, z.B. im Auftrag der Patriotischen Gesellschaft über die Philosophie Kants oder Hauptfragen der Lebensgestaltung.

Während des Ersten Weltkrieges predigte er regelmäßig über den Krieg und reiste mehrfach an die Front. 1918 war er vier Monate in Russland, um als Seelsorger die deutschen Kriegsgefangenen zu begleiten. In den ersten Kriegsjahren teilte Hunzinger den im Bürgertum weit verbreiteten Kriegspatriotismus in seinen nationalreligiösen Predigten. Hunzinger erhoffte eine schöpferische Wirkung des Krieges gegen eine entkirchlichte und in Klassen gespaltene Gesellschaft sowie eine sittlich-religiöse Erneuerung Deutschlands. Nach einer Predigtpause in den ersten neun Monaten des Jahres 1918 betrachtete er den Krieg als „Verderber“ der Menschheit. Nach Kriegsende beschäftigte er sich intensiv mit der politischen und gesellschaftlichen Entwicklung und stellte sich hinter die Demokratie, da er in ihr die Chance eines politischen und kirchlichen Neuanfangs sah, von dem er eine religiös-sittliche Erneuerung des deutschen Volkes erwartete. Damit gehörte er zu einer Minderheit im deutschen Protestantismus.

Hunzinger wurde im Juni 1920 Vorsitzender des Bürgerbundes für Hamburg, Altona und Wandsbek und war Mitglied der Freimaurerloge Pelikan. Er engagierte sich in der Volkskirchenbewegung und gab die Zeitschrift „Der Mensch“ heraus. Bereits 1909 hatte ihm die Leipziger Theologische Fakultät die Ehrendoktorwürde verliehen.

 
Literaturhinweise Hunzinger August WIlhelm Literatur.pdf
Kategorien Wissenschaft
Religion
Bildungswesen
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1900 -
Hochschullehrer/in: 1906 -
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Lic. theol. Walther Clarus Otto Heinz Heinrich Hunzinger  
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Geboren 16. Februar 1905
Geburtsort Rostock 
Gestorben 17. April 1972
Todesort Wiesbaden 
Kurzbiographie

Walther Hunzinger war ein lutherischer Theologe und ab 1932 Pastor in St. Georg. Er gilt als erster Studentenseelsorger an der Hamburger Universität. Der Sohn des Theologieprofessors und späteren Hamburger Hauptpastors an St. Michaelis August Wilhelm Hunzinger (1871-1920) studierte Evangelische Theologie in Erlangen, Göttingen und Marburg. 1927 und 1929 legte er die theologischen Examina in Hamburg ab und engagierte sich als Hilfsprediger in der Studentenseelsorge. In dieser Funktion leitete er auch die Arbeitsgemeinschaft für Studierende mit dem Unterrichtsfach Religion. 1930 wurde ihm der Pastorentitel verliehen, 1931 erfolgte in Marburg die Promotion zum Lic. theol. 1932 wurde er Pastor in St. Georg. Im „Dritten Reich“ gehörte Hunzinger, der früh das Wesen des Nationalsozialismus erfasst hatte, dem Bruderrat der Bekenntnisgemeinschaft an.

Nach der Ausbombung im Zweiten Weltkrieg zog Hunzingers Familie nach Wiesbaden. Walther Hunzinger folgte nach Kriegsdienst und amerikanischer Kriegsgefangenschaft. 1945 übernahm er als vikarischer Verwalter die Krankenhausseelsorge an der Bergkirche zu Wiesbaden, wo er 1947 eine Pfarrstelle erhielt. Dort arbeitete er eng mit Martin Niemöller zusammen, war engagiertes Mitglied der Dekanatssynode und setzte sich für die Zusammenarbeit zwischen Protestanten und Katholiken ein. Neben Vorträgen und Kursen an der Volkshochschule hielt er oft Andachten im Hessischen Rundfunk. Er war Beauftragter der Deutschen Ostasien-Mission der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit im Dekanat Wiesbaden und Leiter der Pfarrerbruderschaft in Hessen und Nassau.

 
Literaturhinweise Hunzinger Walther Literatur.pdf
Kategorien Religion
Funktionen Pastor/in / Pfarrer/in / Kleriker: 1929 -
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