Kurzbiographie |
Lida Gustava Heymann wuchs mit vier Geschwistern in einem reichen Hamburger Kaufmannshaus auf, besuchte die Höhere Töchterschule und absolvierte einen fünfjährigen Pensionsaufenthalt in Dresden. Zurückgekehrt ins Elternhaus, weigerte sie sich, das Dasein einer höheren Tochter zu führen und unterrichtete stattdessen an einer Armenschule. Von ihrem Vater wurde sie als Verwalterin seines Sechs-Millionen-Nachlasses bestimmt. Mit dem Geld versuchte sie soziale Not zu lindern und sich für Fraueninteressen einzusetzen. 1896 gründete sie einen Mittagstisch für erwerbslose Frauen mit angegliedertem Kindergarten. 1897 richtete sie in der Paulstraße 9 eine Art Frauenhaus ein, wo sich Frauen Rat und Schutz holen konnten. 1899 eröffnete sie eine Handelsschule für Mädchen. Mit 35 Jahren begann sie ein Studium: 6 Semester Sozialwissenschaften in Berlin und München.1896 war sie Mitbegründerin der Ortsgruppe Hamburg des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins, in dem es einen „gemäßigten“ und einen „radikalen“ Flügel gab. Zu Letzterem gehörte Lida Gustava Heymann. Sie und ihre Mitstreiterinnen traten vehement für die volle staatsbürgerliche Gleichstellung der Frau ein. 1898 kam es zur Abspaltung der „Radikalen“. Um der Forderung nach der staatsbürgerlichen Gleichstellung der Frau Nachdruck zu verleihen, gründeten Lida Gustava Heymann, Dr. Anita Augspurg und Minna Cauer 1902 in Hamburg den Deutschen Verein für Frauenstimmrecht. Hamburg wurde damit zum Zentrum der Stimmrechtsbewegung. Der Verein, der 1903 in Deutscher Verband für Frauenstimmrecht umbenannt worden war, organisierte 1904 in Berlin den Gründungskongress des Weltbundes für Frauenstimmrecht. Zunächst war die Frauenstimmrechtsbewegung sehr erfolgreich. Als aber infolge der preußischen Wahlrechtsreformbestrebungen der Deutsche Verband für Frauenstimmrecht seine Forderung konkretisierte und 1907 das allgemeine und gleiche Stimmrecht für alle einklagte, kam es zu heftigen Kontroversen. Ein Teil der Frauen meinte, diese Forderung widerspräche der „Neutralität“ der Frauenbewegung und schlösse sich der SPD an, die sich zum gleichen und allgemeinen Wahlrecht für Frauen und Männer bekannte. Es kam zur Spaltung der Frauenstimmrechtsbewegung. Lida Gustava Heymann und ihre Freundin Dr. Anita Augspurg gründeten daraufhin 1913 zusammen mit Minna Cauer den Deutschen Frauenstimmrechtsbund. Lida Gustava Heymann und ihre Lebensgefährtin Dr. Anita Augspurg waren 1919 auch Mitbegründerinnen der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF). Das Paar wohnte und arbeitete zunächst in Hamburg und Berlin, ab 1907 waren München und Berlin seine Hauptwirkungsstätten. 1917 wurde Lida Gustava Heymann wegen ihrer pazifistischen „Agitation“ aus München ausgewiesen. Zwei Jahre später kehrte sie zurück und gab von 1919 bis 1933 zusammen mit Dr. Anita Augspurg die Zeitschrift „Die Frau im Staat“ heraus. Schwerpunktthemen: Friedenspolitik und Völkerverständigung. Ein parteipolitisches Engagement lehnten beide Frauen ab. Männerpolitik und Männerparteien kamen für sie nicht mehr in Frage. Während eines Auslandsaufenthaltes des Paares Heymann/Augspurg wurde Ende Januar 1933 Lida Gustava Heymanns nicht unerheblicher materieller Besitz beschlagnahmt und sie selbst expatriiert. Das Paar blieb in der Schweiz im Exil. Auch in der Emigration ging ihr Kampf für den Frieden weiter, immer wieder riefen sie zum Boykott gegen Hitler-Deutschland auf. Text: Rita Bake |
Lokale Referenzen |
Seit 1950 gibt es im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel die Heymannstraße. In der Europapassage in Hamburgs Innenstadt befindet sich eine Gedenktafel für Lida Gustava Heymann, an der Stelle, wo einst in der Paulstraße - die durch die Europapassage überbaut wurde - das Frauenhaus stand.
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