Adolf Drechsler war evangelisch-lutherischer Theologe und Hauptpastor von St. Jacobi. Nach der Reifeprüfung 1908 studierte er bis 1909 evangelische Theologie in Erlangen, wo er Mitglied der Studentenverbindung Uttenruthia war. Von 1909 bis 1911 studierte Drechsler in Berlin, u.a. bei Adolf von Harnack, Adolf Deißmann und Eduard Simons. Drechsler entschied sich für die Arbeit in Hamburg, wo er 1912 das erste, 1914 das zweite theologische Examen bestand. Das Vikariat absolvierte er auf St. Pauli bei Clemens Schultz. Dort wurde er 1914 als dessen Nachfolger Pastor; 1917 bis 1918 wirkte er als Feldgeistlicher im Ersten Weltkrieg. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten begrüßte Drechsler 1933 im St. Pauli-Gemeindeblatt euphorisch. Von 1933 bis 1935 war er SA-Rottenführer, sein Aufnahmeantrag in die NSDAP von 1937 wurde aber nicht angenommen. Von 1933 bis 1935 engagierte er sich bei den Deutschen Christen und war Obmann des Bezirks Nordmark. 1934 war er am Sturz des Landesbischofs Simon Schöffel beteiligt. Von dessen Nachfolger Franz Tügel wurde zum Oberkirchenrat ernannt. 1937 wurde er ständiger Vertreter des Landesbischofs in geistlichen Angelegenheiten, 1938 gab Drechsler sein Gemeindepfarramt auf und arbeitete ausschließlich im Landeskirchenamt. Zugleich übernahm er die Predigten für seinen erkrankten Freund Tügel. 1940 wurde er zum Hauptpastor von St. Jacobi berufen. Während des Zweiten Weltkrieges riet Drechsler den Pastoren, sich nicht zu aktuellen Ereignissen zu äußern. Nach Kriegsende gab er die Position des Oberkirchenrates auf, führte aber den Titel weiter. Er konzentrierte sich auf den Wiederaufbau der St. Jacobi- Kirche, die 1959 eingeweiht werden konnte. Zum Jahresende 1960 trat er in den Ruhestand. Aufgrund seines kirchenpolitischen Engagements im „Dritten Reich“ nahm er keine kirchenleitenden Aufgaben mehr wahr. Auch von den Vorlesungen der Hauptpastoren wurde er aufgrund fehlender wissenschaftlicher Kompetenzen ausgeschlossen. Nach intensiven Gesprächen wurde er vom Landeskirchenrat in seiner Position belassen. Erst 1956 wurde er auf Wunsch des Landesbischofs Volkmar Herntrich wieder stärker an den Aufgaben des Hauptpastorenkollegiums beteiligt. |