Kurzbiographie |
Hans-Joachim „Jochen“ Margull war von 1967 bis 1982 Professor für Missionswissenschaft und ökumenische Beziehungen der Kirchen an der Universität Hamburg. Nach dem Reifevermerk, Reichsarbeits- und Kriegsdienst legte er 1946 in Leipzig das Abitur ab und studierte in Greifswald, Halle und Mainz evangelische Theologie und Philosophie; 1949/50 konnte er als einer der ersten deutschen Studenten mit einem Stipendium des Ökumenischen Rates der Kirchen am Biblical Seminary New York den Master of Sacred Theology erwerben. 1951 legte er in Mainz das erste, 1953 in Darmstadt das zweite theologische Examen ab; 1954 wurde er in der Bergkirche zu Wiesbaden ordiniert. Nach einer kurzen Zeit als Vikar der Ev. Kirche in Hessen und Nassau war er von 1953 bis 1955 Studentenpfarrer im Generalsekretariat der Evangelischen Studentengemeinde in Deutschland mit Sitz in Stuttgart. Im Auftrag des Christlichen Studentenweltbundes bereiste er während dieser Zeit England, die Schweiz sowie viele Staaten Lateinamerikas, des Vorderen Orients und Südosteuropas. Ehrenamtlich war Margull in den fünfziger Jahren Schriftleiter der von ihm gegründeten Zeitschrift „Ansätze. Eine Semesterzeitschrift der Ev. Studentengemeinde in Deutschland“. Von 1956 bis 1961 war Margull wissenschaftlicher Assistent bei Walter Freytag an der Universität Hamburg. 1958 wurde er mit einer Arbeit über die Theologie der Missionarischen Verkündigung zum Dr. theol. promoviert. 1960 habilitierte er sich dort für das Fach Missionswissenschaft und ökumenische Beziehungen der Kirchen mit einer missionswissenschaftlichen Studie über chiliastisch-messianische Bewegungen in Afrika und Südostasien. Von 1961 bis 1965 war Margull Exekutivsekretär des Referats für Fragen der Verkündigung beim Ökumenischen Rat der Kirchen in Genf, wo er das wegweisende Studienprogramm zur missionarischen Struktur der Gemeinde initiierte, das unter dem Titel „Mission als Strukturprinzip“ publiziert wurde. Von 1965 bis 1967 wirkte Margull als Gastprofessor der Vereinigten Kirchlichen Hochschule Tokyo. 1967 wurde er als Nachfolger seines Lehrers Walter Freytag zum ordentlichen Professor in Hamburg ernannt. Anders als Freytag, der die Rolle der Kirche und ihrer Mission im Kontext der Eschatologie sah, war Margull ganz auf die Gegenwart und ihre Probleme konzentriert. Die Welt mit ihren kulturellen, gesellschaftlichen und religiösen Gegebenheiten habe ihr eigenes Gewicht. Charakteristisch waren für sein Denken die Erfahrungsbezogenheit und das vorsichtige Fragen. Seine Erfahrungen im „Dritten Reich“ prägten ihn nicht nur in der Wahl seines Studienfaches, sondern auch in einer Sorge vor Erstarrung und Verabsolutierung, weswegen er einem Systematisieren, auch der eigenen theologischen Position, skeptisch gegenüber stand. Neben der akademischen Tätigkeit war Margull weiterhin praktisch in der Ökumene aktiv: Zwischen 1968 und 1975 war er Vorsitzender des Arbeitsausschusses für Fragen der Mission und der Verkündigung des Ökumenischen Rates der Kirchen. Er war an führender Stelle an der Vorbereitung und Durchführung des ersten multireligiösen Dialogs in Ajaltoun/Libanon 1970 engagiert. Margull beschäftigte sich auch mit den eigenständigen Christentümern in der „Dritten Welt“, für die er den Begriff der „Tertiaterranität“ gebrauchte. Er erkundete diese in zahlreichen Forschungsaufenthalten, vergab entsprechende Dissertationsthemen, u. a. an Theologen aus Asien, Afrika und Lateinamerika, und war Mitherausgeber der Schriftenreihe zur Interkulturellen Geschichte des Christentums. Zuletzt untersuchte er die „religiösen Faktoren im ägyptisch-israelischen Frieden und die Funktion eines jüdisch-islamischen Dialoges bei seiner Erhaltung“ und konnte auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag 1981 in Hamburg eine Begegnung von Juden und Muslimen in christlichem Kontext realisieren. |